Wuppertal Schnelles Internet: Bürger helfen sich selbst

In Herbringhausen hat sich eine Initiative um schnelles Internet gekümmert, weil die Umsetzung durch die Stadt auf sich warten ließ.

Wuppertal: Schnelles Internet: Bürger helfen sich selbst
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Mal schnell im Internet schauen, wie das Wetter wird und wie der Verkehr läuft — was für die meisten Wuppertaler selbstverständlich ist, genießen jetzt auch die Bewohner von Herbringhausen. Lange waren sie von der modernen Welt abgeschnitten. Ihre Leitungen ermöglichten nur Laderaten zwischen 300 und 2000 Kbit pro Sekunde — während die Telekom bei ihrem kleinsten Tarif mit 16 Mbit wirbt, also 16 000 Kbit. Damit brauchten selbst normale Internetseiten eine Ewigkeit, um sich aufzubauen.

Nachdem sich der von der Stadt in Aussicht gestellte Breitband-Ausbau in die Länge zog, wurden die Herbringhauser selbst aktiv und suchten sich eine Alternative. Seit drei Wochen läuft diese jetzt und die Nutzer sind begeistert. „Wir sind mit dieser Lösung glücklich“, freut sich Andreas Zawierucha, Vorstand des Herbringhauser Bürgervereins. „Sie funktioniert problemlos.“

Die Firma Lanstream hat in Remscheid einen Sender am Turm Hohenhagen aufgebaut, der Sichtkontakt nach Herbringhausen hat. Von dort wird das Signal über Funk gesendet. In Herbringhausen steht nun ein Empfänger an einem hohen Haus neben der Feuerwehr. „Wir sind vorher mit der Firma durchs Dorf gezogen und haben geguckt, wo die beste Stelle ist“, erklärt Zawierucha. Von dort wird das Signal dann an alle interessierten Haushalte weitergeleitet. Ist ein Haus nicht direkt zu erreichen, werden Repeater dazwischengeschaltet. „Die sind etwa doppelt so groß wie Zigarettenschachteln“, sagt Zawierucha. „Selbst für Wefelpütt funktioniert das.“

Die Nutzer können individuell wählen, wie schnell sie ihr Internet haben wollen. Sie erhalten jetzt zwischen 3000 und 20 000 Kbit pro Sekunde (also 3 bis 20 Mbit/s) — ein deutlicher Unterschied zu vorher. Wie häufig sie das Internet nutzen, spielt bei den jeweils ein Jahr lang laufenden Verträgen keine Rolle. Sogar bis zu 400 Mbit/s könnte der Anbieter bei Bedarf ermöglichen. „Wer auf höhere Raten umsteigen möchte, erhält innerhalb kürzester Zeit einen anderen Tarif“, schwärmt Zawierucha. Dabei mussten die Herbringhauser für die Einrichtung nichts extra bezahlen. „Die preisgünstigste Planung bei der Telekom begann bei 400 000 Euro“, nennt Zawierucha den Gegensatz. Jetzt zahlen die Herbringhauser nur einen Betrag, der leicht über gängigen Tarifen anderer Anbieter liegt. Rund 40 Prozent der Haushalte haben sich bisher angemeldet. „Von der Technik her ist das stabiler als LTE und hat weniger Strahlenbelastung“, betont der Vorstand des Bürgervereins.

Das neue Konzept der Funkübertragung ist auch für andere abgelegene Dörfer interessant. „Orte wie Albringhausen und Wetter haben sich schon bei uns gemeldet“, erzählt Zawierucha. Er ist gerne bereit, Vertretern anderer Städte das Konzept zu zeigen und zu erklären. Denn mit dem Funk-Konzept hat ein langer Weg sein Ende gefunden. Schon seit Jahren fordern die Herbringhauser eine schnellere Internetverbindung. Es gab auch Gespräche sowohl mit der Stadt als auch mit der Telekom. Doch das Verlegen der dafür nötigen Kabel im bergischen Gebiet war teuer und lohnte sich für kommerzielle Anbieter in der dünn besiedelten Gegend nicht. Im Juli 2015 wollte die Stadt deshalb einen Förderantrag an die Bundesregierung stellen. Dieser wurde zugunsten eines Masterplans für gesamt Wuppertal zurückgestellt. Die Planung ist für Herbringhausen jetzt nicht mehr nötig.

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