Scharfes Profil: Die Uni findet zu sich selbst

Die Bergische Uni hat erstmals in ihrer Geschichte ein Leitbild verabschiedet.

Wuppertal. Der Prozess war lang, vielfach quälend und für viele schmerzhaft. Als 2001 der vom Land bestellte Mediator durch die Fachbereiche der Bergischen Universität streifte, blieb von der Ursprungsausrichtung nicht mehr allzu viel übrig. Fächer wurden gestrichen, neue Schwerpunkte gesetzt, aus der Gesamthochschule wurde eine "echte" Universität. Ein tiefgreifender Umstrukturierungsprozess begann - und das in einer Zeit, in der eine Bildungsreform die nächste jagte. Wohin aber die bergische Forschung und Lehre im wachsenden Konkurrenzdruck der Hochschulen drifteten, war mitunter nur diffus erkennbar.

Acht Jahre nach dem Mediationsverfahren soll damit nun Schluss sein. Der Senat verabschiedete in der jüngsten Sitzung das, was zum Beispiel in Unternehmen längst zum guten Ton gehört: ein Leitbild, das der Uni endlich ein klar umrissenes Profil verleiht. "Das benötigen wir bei der Akkreditierung von Studiengängen und bei der Einwerbung von Forschungsmitteln", erklärte Rektor Lambert T. Koch.

Spektakulär kommen die sechs sogenannten Profillinien nicht daher, herausragend sind sie dennoch. So stellt sich die Wuppertaler Hochschule quer durch alle Disziplinen interdisziplinär auf - und setzt auf Vielfalt im Angebot. Regionale Vernetzung ist ebenso ein Thema wie internationale Ausrichtung, aber auch der unmissverständliche Hinweis, dass die Lehrerausbildung gleichberechtigt neben Technik und Naturwissenschaften positioniert ist.

Noch in der Zielvereinbarung mit dem Land aus dem Jahr 2007 wird die Lehrerbildung als Schwerpunkt im Lehrangebot der Bergischen Uni ausgewiesen, was zu den entsprechenden Eruptionen in den Labors der Naturwissenschaftler und Ingenieure gesorgt hatte. Jetzt ist die Zielrichtung klar: Die Wuppertaler rüsten sich mit ihrem Leitbild nicht nur für den Wettbewerb unter den Universitäten, sondern auch für die neue Zielvereinbarung, die im kommenden Jahr ausgehandelt werden muss. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir in irgendeinem Punkt klein beigeben müssen", gibt sich Koch selbstbewusst.

Neben der Lehrerausbildung setzen die Wuppertaler auf ihre Kompetenz in der Teilchenforschung. Auf dem Gebiet spielt Wuppertal in der Weltklasse-Liga und vereint Physiker, Mathematiker und Informatiker. Im Profil "Gesundheit, Prävention und Bewegung" finden sich sowohl Sicherheitstechnik und Sportmedizin als auch das vor der Gründung stehende Kompetenzzentrum für Gesundheitsmanagement. Nachhaltigkeit ist ein weiteres großes Thema. "In Wuppertal forschen allein 50 Lehrstühle in diesem Bereich", so der Rektor.

Nun müssen die neuen, alten Stärken der Uni noch bei potenziellen Geldgebern und Studierenden Eindruck hinterlassen. Intern lässt sich dies verordnen, denn, so Koch: "Wir legen ein Bekenntnis ab, das wir auch als Selbstverpflichtung verstehen."

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