Salafismus: Gefahr auch in der JVA

Staatsschutz und Projekt Wegweiser sensibilisieren Gefängnis-Mitarbeiter.

Salafismus: Gefahr auch in der JVA
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Wenn ein Rechtsradikaler im Jugendgefängnis aus der Szene aussteigen will, dann wissen die Mitarbeiter, was zu tun ist. Ein Anruf beim Innenministerium, und in ein, zwei Stunden gibt es eine Kontaktperson.

Was aber, wenn Radikalisierungstendenzen bei Insassen in Richtung Salafismus zu beobachten sind? Zumindest beim Seminar für rund 130 Justizvollzugsbeamte in der Jugendvollzugsanstalt Ronsdorf schienen da die Mitarbeiter noch relativ ratlos.

Ein Mitarbeiter des Staatsschutzes und zwei vom noch jungen Präventionsprojekt „Wegweiser“ informierten zwei Stunden lang und beantworteten Fragen. Zunächst ging es um eine generelle Sensibilisierung: Der Angestellte des Staatsschutzes sprach über Gefährdungslage, das Phänomen Salafismus und die Zusammenarbeit der Polizei und der Justizvollzugsanstalt.

Erfahrung haben die Mitarbeiter in dem Bereich kaum gesammelt. In dem Ronsdorfer Gefängnis sind bisher keine Insassen aufgefallen, die versucht hätten, andere in dieser Art zu radikalisieren. Momentan befänden sich nach Angabe von Leiter Rupert Koch keine Salafisten in der Anstalt. Einer, an den er sich erinnern könnte, sei unauffällig, ruhig und hochintelligent gewesen. Von den 423 Insassen seien 124 muslimischen Glaubens. Und da setzen die Probleme an, vor die Mitarbeiter momentan gestellt sind. „Seit zwei Jahren suchen wir Imame, die regelmäßig kommen und mit den Jugendlichen beten“, sagt Koch. Dafür gibt es auch einen Gebetsraum. Auch im Seelsorgebereich würde es an muslimischen Helfern fehlen. Wie also den Zugang finden? Von 310 Mitarbeitern seien rund zehn ursprünglich aus Ländern muslimischen Glaubens.

Die Insassen müssten die Möglichkeiten haben, freitags zu beten. Auch Gesprächszirkel wären wünschenswert, sagt ein Mitarbeiter vom Präventionsprojekt „Wegweiser“ in einer anschließenden Diskussionsrunde. Da junge Gewaltbereite den Drang nach Aufmerksamkeit hätten, sei auch die klassische Seelsorge nicht zu unterschätzen. „Wir wollen einen Pool an Leuten aufbauen, mit denen wir Erfahrung haben“, sagt er — um auch der JVA Personen vorschlagen zu können.

„Bei kriminellen Insassen, die es zu nichts gebracht haben im Leben, ist die Gefahr hoch, dass sie sich vom gewaltbereiten Salafismus anziehen lassen.“ Man müsse den Leuten die Möglichkeiten geben, die Energie, die sie haben, in richtige Wege zu lenken, so der Mann.

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