Rund um Wuppertal Rund um Wuppertal geht es auf der sechsten Etappe von Beyenburg bis nach Lüttringhausen

Die WZ umrundet mit bekannten Wuppertalern die Stadt. Diesmal an der östlichen Grenze.

Wuppertal. Wer mit Hans-Martin Röse in und rund um Beyenburg wandert, muss Zeit mitbringen. Einerseits liegt das daran, dass er fast zu jeder baulichen und „natürlichen“ Schönheit — und die gibt es hier reichlich — etwas Interessantes zu sagen hat. Andererseits kennt der 67-Jährige so gut wie jeden, dem wir auf der sechsten Etappe von Beyenburg nach Grünental — danach geht es noch weiter bis Lüttringhausen — begegnen.

Das beginnt schon an unserem Ausgangspunkt im Garten der Klosterkirche. Dort gibt uns Bruder Dirk seinen kirchlichen Segen mit auf den Weg, der zunächst die steile Treppe hinunter in die malerische Beyenburger Unterstadt führt.

„Wenn ich jedes Mal, wenn Leute unsere Straße fotografieren, einen Euro nehmen würde, wäre ich ein reicher Mann“, scherzt Röse, als wir am Untergraben an seinem denkmalgeschützten, geschieferten Geburtshaus vorbeikommen, das bis heute sein Zuhause ist. Die Holzpaneele, die das Untergeschoss verkleiden, leuchten frisch in Weiß gestrichen, die Fensterläden — typisch bergisch — in Grün.

Auf der Wupperbrücke, der nächste Bekannte. Franz-Josef Klein unternimmt gerade seinen täglichen Spaziergang. Für die Schützenzeitschrift hat er viel über die Historie Beyenburgs aufgearbeitet, weiß, dass die Brücke im Krieg zerstört und erst später wieder neu aufgebaut wurde. Die liebevoll hergerichtete Kapelle St. Maria im Schnee, die heute so manchen Wanderer zum Verweilen einlädt, sei ursprünglich das Waschhaus des nebenstehenden Wohngebäudes gewesen.

Hans-Martin Röse hat kürzlich erst mit seiner Enkeltochter dort eine Kerze für ihren anderen Opa angezündet. Schließlich befinden wir uns hier auch auf dem Pilgerweg, dessen Verlauf in der Folge identisch mit den Weg Rund um Wuppertal ist.

Das Rauschen des Wassers an der Fischtreppe kündigt an, dass wir uns jetzt Röses eigentlichem Revier nähern, dem Stausee. Hier hat er sich ab seinem 17. Lebensjahr als Canadierfahrer hervorgetan, es sogar zu einer Olympiateilnahme 1972 gebracht. Es war die Goldene Zeit der Kanuten vom Beyenburger Stausee, denen Röse als Trainer und Betreuer auch treu geblieben ist, nachdem die Zeiten nicht mehr ganz so golden waren.

Das erste der vier Wuppertaler Bootshäuser, an denen wir nun auf der Ennepetaler Seite des Stausees vorbeikommen, gehört seinem Stammverein — Verein für Kanusport Wuppertal. Das dazugehörige Gasthaus am See ist beliebter Ausflugspunkt. Ein Fischreiher gleitet über den See. „Es ist toll, wie sich die Tierwelt hier in den vergangenen Jahren entwickelt hat“, sagt Röse. Er fühlt sich bestätigt, als auf dem Dach der Wuppertaler Paddlergilde, ein Bussard hockt, der sich von uns nicht stören lässt.

Über die neue Remlingrader Brücke verlassen wir die langgestreckten Seeufer. Es wird dunkel. Auf dem schmalen, steilen Steig Richtung der Siedlung Kotthausen umgeben uns eng stehende Fichten. Plötzlich ein Ruf von hinten. „Wartet Ihr auf mich?“ Es ist Udo, natürlich auch ein alter Bekannter von Hans-Martin Röse, der hier täglich spazieren geht. „So schnell gehe ich den Anstieg sonst nicht“, versichert Udo, ist trotz seiner 71 Jahre gut bei Kondition, aber froh über die Gesellschaft, gerade als es über den steilsten Teil, den sogenannten „Rindsknochen“ geht. Mountainbiker, die uns entgegenkommen, steigen lieber mal ab.

Oben angekommen, trennen sich unsere Wege wieder. Udo will nach Dahlerau wieder runter zur Wupper, wir bleiben auf der Hochebene, die nun herrliche Blicke Richtung Radevormwald freigibt. Der markante Zwiebelturm der Kirche ist zu erkennen.

Die nächste Ortschaft, die wir — vorbei an Mais- und Weizenfeldern — erreichen, ist Walbrecken-Spieckern. Dort ist Zeit für eine erste Rast. Schließlich haben wir die meisten der 269 Bergauf-Höhenmeter der ersten Etappe jetzt hinter uns. Neben einem Parkplatz lockt eine Bank mit Blick ins Grüne, das es hier im Überfluss gibt. Ein Rotmilan schwebt majestätisch über einer frisch gemähten Wiese.

Vor der nächsten Ortschaft — Hardtplätzchen — scheint uns eine Herde Kühe schon zu erwarten. Hans-Martin Röse, der früher als Fernmeldetechniker bei der Post angefangen und später für die Telekom gearbeitet hat, sind die Menschen aber noch wichtiger. Fast in jedem „Flecken“ nennt er einen bekannten KSG-Kanuten, der von hier gekommen ist. In Frielinghausen treffen wir auch einen. Peter Hartwig, langjähriger Vorsitzender des Sportausschusses, kommt gerade vom Joggen zurück. Auf die Ablenkung durch ihn können wir es allerdings nicht schieben, dass wir kurz vorher den Abzweig auf einen herrlichen Feldweg verpasst haben. Der führt zur Schwelmer Straße in Grünental. Das erreichen wir zwar auch über die Asphaltstraße, müssen aber ein längeres Stück an der stärker befahrenen Schwelmer Straße (L411) entlanggehen, ehe wir nach gut zweieinhalb Stunden unser Etappenziel erreichen. Von Grünental kann man mit dem Bus 669 zurück nach Beyenburg fahren oder am Abzweig „Hinter der Cluse“ gleich weiter Richtung Lüttringhausen wandern. Auch diese nur sechs Kilometer lange Etappe bietet mit Herbringhauser Talsperre und Olper Höhe Schönheiten genug, um die Tour noch auszudehnen. Gerne mit Hans-Martin Röse, der als Fremdenführer genauso taugt wie als Kanu-Trainer.

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