Raumzeitpiraten spielen mit Licht, Tönen und Düften

Das Künstler-Trio ist bei der Kulturtrasse am 2. September drei Mal vertreten. Im Tunnel Rott werden sie mehrere verrückte Maschinen zeigen.

Raumzeitpiraten spielen mit Licht, Tönen und Düften
Foto: Raumzeitpiraten

Wuppertal. Spacige Klänge, fremde Geräusche, Gläser aus dem Chemielabor, elektronische Gebilde und wandernde Lichtkreise - wer in ein Kunstwerk der Raumzeitpiraten eintaucht, fühlt sich wie in einer einerseits futuristischen, andererseits märchenhaften Welt. Die können die Wuppertaler erkunden, wenn sie zur Kulturtrasse am 2. September den Tunnel Rott besuchen. Dort stellen die drei Künstler Tobias Daemgen, Jan Ehlen und Moritz Ellerich mehrere der scheinbar lebendigen Maschinen auf, die sie in letzter Zeit gebaut haben — die Installation nennen sie „Oktopus Garten“.

Von 14 bis 24 Uhr werden die drei Künstler live ihre technischen Wunderwerke bedienen. „Das wird eine sehr komplexe Perfomance“, kündigt Tobias Daemgen an. Ihre Maschinen sind für sie Instrumente, denen sie Töne und Lichteffekte entlocken, aber auch Wesen, die sie „Dracheneier“ oder „Leuchtgarnelen“ nennen.

Sie sind so konstruiert, dass sie automatisch spielen können. Gleichzeitig sind sie in der Lage, sich auch gegenseitig zu beeinflussen, sich also gegenseitig „zu spielen“, zudem wird auch die Gegenwart von Besuchern Auswirkung haben. Es entsteht ein ganzes Geflecht aus diesen Instrumenten, die wie lebendig wirken: „Man fängt an, ihnen ein Eigenleben zuzuschreiben“, so Daemgen.

Das ist durchaus beabsichtigt. Denn die drei Künstler wollen die Betrachter zu einem anderen Blick auf die Technik animieren. „Wenn wir Maschinen ein Eigenleben zutrauen, stellen wir andere Fragen“, erklärt Daemgen.

Neue Fragen an die Stadt haben sie sich auch für ihr Projekt im Vohwinkeler Bürgerbahnhof gestellt: „Destillat Wuppertal“ versucht, die Essenz der Stadt“ zu finden. Die Raumzeitpiraten haben Fundstücke in der Stadt gesammelt und ihren Geruch in Flaschen destilliert. Besucher der Ausstellung „Der Detroit Faktor“ in der Kunststation im Foyer des Bürgerbahnhofs, die zur Kulturtrasse eröffnet wird, dürfen schnuppern und versuchen herauszufinden, zu welchen Stadtteil er gehört.

Die Konzentration auf den Geruchssinn habe unerwartete Effekte: „Das ist fantastisch anregend“, sagt Daemgen. Man verlasse Raum und Zeit, fange an zu assoziieren, lande in der Vergangenheit. „Es ist uns ein großes Anliegen, den Denkraum der Besucher zu erweitern“, sagt er. Als besondere Aktion werden die Raumzeitpiraten zur Eröffnung mit Besuchern rund um den Bahnhof Gegenstände sammeln und gemeinsam mit ihnen daraus den Duft Vohwinkels destillieren.

Zur Kulturtrasse wird in der Skaterhalle Wicekd Woods auch eine Performance zu sehen sein, die die Raumzeitpiraten in den anderthalb Wochen zuvor mit Kindern und Jugendlichen sowie einem Musiker und einem Choreografen erarbeitet haben.

Die Raumzeitpiraten sind seit 2007 unterwegs und legen Wert darauf, nicht als Einzelpersonen wahrgenommen zu werden. Auch wenn jeder von ihnen spezielle Fähigkeiten habe, gehe es immer um das Kollektiv. Inzwischen sind ihre Kunstwerke international gefragt.

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