Purim — Intrigen, Verschwörungen und Befreiung

Die Vorsitzende des Gemeinderates der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal erklärt den Ursprung des Purim-Fests.

Purim — Intrigen, Verschwörungen und Befreiung
Foto: Stefan Fries

Purim ist ein Fest, das am 14. oder 15. Tag des Monats Adar des Jüdischen Kalenders gefeiert wird. Es hat seinen Ursprung im Buch Esther, der fünften Schriftrolle der hebräischen Bibel. Es ist eine Geschichte voller Intrigen, Orgien, Brutalität. Ist es gar eine Satire?

Das Buch ist der schönen Königin Ester gewidmet: Der König des persischen Großreiches, hier heißt er Ahaschveros, ruht auf den Lorbeeren seiner Vorgänger und feiert mit seinen Ministern und den Fürsten seiner Provinzen wochenlange Feste, die nicht selten in Orgien ausarten. Einmal bestellt er seine Lieblingsfrau Vaschti, sie solle nur mit ihrer Krone bekleidet erscheinen. Sie weigert sich, vor diesen betrunkenen Männern aufzutreten. Die Minister fordern die Todesstrafe für Vaschti, denn wo soll das hinführen, wenn Frauen nicht mehr gehorchen? Der König, der seine Frau liebt, schickt sie schweren Herzens in die Verbannung und verfällt in eine Depression. Seine Höflinge sinnen auf Abhilfe und rufen einen Schönheitswettbewerb aus. Die schönste Frau soll die neue Königin werden. In der Nähe des Hofes lebt der angesehene Jude Mordechai. Er erzieht seine verwaiste Nichte Hadassa und schickt sie unter dem Namen Ester zu diesem Wettbewerb - ihre jüdische Religion soll sie verschweigen.

Der König kann wieder einmal nicht schlafen und lässt sich aus den Tagebüchern frühere Ereignisse vorlesen. Dabei erfährt er, dass der Jude Mordechai vor einiger Zeit einen Anschlag auf den König vereitelt, dafür aber keinerlei Belohnung erhalten hat. Der Wettbewerb findet nach langen Vorbereitungen statt, der erst gelangweilte König verliebt sich in Ester und krönt sie zu seiner Königin.

Der König hat unter seinen Ministern einen engen Vertrauten, seinen Schatzkanzler Haman. Er ist ein Nachfahre König Agags, der Amalekiter, der ärgsten Widersacher der Israeliten seit der Wüstenwanderung. Haman hasst Mordechai, weil dieser sich nicht wie alle Untertanen vor ihm verneigt. Haman hat noch ein Problem. Der König ist verschwenderisch, er selbst hat sich auch bedient und es gibt einige Löcher in der Staatskasse. Da kommt ihm der rettende Gedanke: Wenn man an einem Tag alle Juden erschlägt und ihr Vermögen einzieht, sind die Staatsfinanzen saniert. Er eilt nach Hause, wirft das Los. Dieses fällt auf den 14. Adar - in diesem Jahr der 1. März. Seinen Plan unterbreitet er dem König und dieser unterschreibt das Sendschreiben, dass am 14. Adar alle Juden erschlagen werden sollen.

Mordechai erfährt von den Mordplänen, eilt zu Ester und bittet sie, ihr Volk zu retten. Ester offenbart dem König, dass sie Jüdin ist und bittet ihn, ihr Volk aus der Gefahr zu retten, in die Haman die Juden gebracht hat. Sein Sendschreiben kann der König nicht zurück nehmen, er erlaubt den Juden aber, sich zu verteidigen. Am 14. und in Schuschan auch am 15. kommt es zu blutigen Kämpfen, die meisten Juden überleben. Der König ernennt Mordechai zum Vizekönig und lässt ein großes Fest ausrufen. Mordechai bestimmt, jeder solle an ärmere Juden zwei Geschenke und an Freunde zwei Mahlzeiten senden, damit alle unbeschwert feiern können. Das Purim-Fest wird oft zeitnah zum Karneval gefeiert. Im Laufe der Jahrhunderte fingen die Juden an, nach dem Gottesdienst für die Kinder Purimspiele und für die Erwachsenen Maskenbälle zu veranstalten. Manchmal geschieht das während der christlichen Fastenzeit. Das ist jedoch keine Provokation, sondern die Freude darüber, wieder einmal vor der physischen Ausrottung gerettet worden zu sein.

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