Prügel auf dem Flohmarkt: Vier Neonazis verurteilt

Die Strafhöhe schließt Bewährung aus. Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Polizei zeigte rund ums Justizzentrum Präsenz.

Wuppertal. Vier Polizeiwagen auf der Justizinsel, fünf Einsatzwagen vor dem Eingang zum nahe gelegenen Wicküler Park: Unter größten Sicherheitsvorkehrungen hat das Jugendschöffengericht im Prozess zum Prügelangriff während des Flohmarkts in Vohwinkel im Jahr 2011 am Freitag die Urteile gesprochen: Vier Männer (21, 24, 25, 29 Jahre alt), die der Neonazi-Szene zugerechnet werden, sind wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren und sechs Monaten beziehungsweise zwei Jahre und zwei Monaten verurteilt worden. Bewährung ist damit ausgeschlossen.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Angeklagten während der Aufbauphase des Vohwinkeler Flohmarkts auf der Kaiserstraße gezielt Personen des linken Spektrums angegriffen und mit Stockschlägen auf den Kopf zum Teil schwer verletzt haben. Die Vorsitzende Richterin Andrea Sauter-Glücklich in ihrer Urteilsbegründung zu den Angeklagten: „Jeder von Ihnen muss sich die Tat zurechnen lassen.“ Weil alle vier Angeklagten einschlägig vorbestraft sind, sei die Strafhöhe jenseits der Bewährungsgrenze festgesetzt worden.

Die Vorsitzende nahm zudem Bezug auf das „letzte Wort“ des jüngsten Angeklagten, der darin seine politische Gesinnung dargelegt hatte. Sauter-Glücklich erinnerte daran, dass ein freiheitlicher Rechtsstaat wie Deutschland die freie politische Meinungsäußerung erlaube. Die Durchsetzung einer politischen Überzeugung mit Gewalt werde aber bestraft — egal ob von rechts oder links. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Während der Urteilsverkündung und -begründung herrschte auch im voll besetzten Saal Sicherheitsstufe eins. Neben sieben Justiz-Wachtmeistern waren auch vier Bereitschaftspolizisten anwesend. Abgesehen von ein paar Zwischenrufen und einem Streit um die Sitzplätze verlief die Verhandlung ohne Zwischenfälle. Drei der vier Verurteilten sind weiter auf freiem Fuß. Der Jüngste von ihnen — ein einschlägig vorbestrafter Neonazi aus Hamm — verbüßt derzeit den Rest einer 16-monatigen Strafhaft.

Nach der Verhandlung ging der Polizeieinsatz weiter: Weil Neonazi-Gegner vor einer neuen Nazi-Wohnung in Vohwinkel demonstrieren wollten, rückte das Polizei-Großaufgebot in Richtung Vohwinkel ab. Am späten Nachmittag meldete dann eine Person aus dem rechten Spektrum eine Demo an. Sie begann um 19.30 Uhr am Unterbarmer Bahnhof und führte in Richtung Friedrich-Engels-Allee.

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