Procol Harum lässt Rockfans in der Stadthalle jubeln

60's-Band spielt mit dem Sinfonieorchester und der Kantorei Barmen-Gemarke.

Wuppertal. Unter der altehrwürdigen Decke der Stadthalle klirrten am Freitagabend die Gitarrensaiten, rhythmisch fluteten dazu psychedelische Wabermuster über die Wände und Lichtblitze des Stroboskops über die Musiker auf der Bühne. Im Mittelpunkt stand eine Gruppe älterer Herren, die als Procol Harum mit exakt einem Lied ihren Beitrag zur Musikgeschichte geschrieben hatten.

Bei ihrem einzigen Deutschlandauftritt wurden sie jetzt vom Wuppertaler Sinfonieorchester sowie der Kantorei Barmen-Gemarke begleitet. Und die Fans waren vollkommen außer Rand und Band vor Glück. Tony Cragg, berühmter Bildhauer und selbst Mitveranstalter klangvoller Konzertreihen in seinem Skulpturenpark, hatte es übernommen, seine britischen Landsleute anzumoderieren. Dabei war das streng genommen vollkommen unnötig, denn im bis zum letzten Klappstuhl auf der Empore ausverkauften Haus saßen offensichtlich ausschließlich Anbeter dieser Band, die selbstverständlich alles über ihre Stars wissen.

Sie fieberten nicht allein einem der berühmtesten Knutschsongs, dem berühmten „A whiter shade of pale“, entgegen. Sie sangen bei jedem Lied mit. Und das kann nur jemand, der wirklich Liebhaber der maßgeblich von Frontmann Gary Brooker komponierten orchestralen Musik ist. Denn den fulminanten Erfolg ihrer Hit-Single „Whiter shade ...“, — übrigens unter anderem auch schon einmal von Annie Lennox eingespielt und in einer rockigen Version von Helge Schneider interpretiert — konnten die Engländer nie wiederholen (Kasten oben). Unter dem präzisen und ausdrucksstarken Dirigat David Firmans gab das Sinfonieorchester Wuppertal zusammen mit der Kantorei Barmen-Gemarke einen imposanten, austarierten Klangrahmen, vor dem Gary Brooker seine oft geheimnisvollen Balladen und Hymnen anspielte.

Manche handelten vom satten Leben als situierte Stars, die in dicken Limousinen zu erstklassigen Sternehotels gebracht werden, manche besangen die unverbrüchliche Liebe, andere handelten von dem, was die Büchse der Pandora sprichwörtlich an Überraschungen und Herausforderungen im Leben bereit hält.

Bei allen waren am Klavier Gary Brooker zu hören und Geoff Whitehorn, der Gitarrist, der in traditioneller Rock-Manier laut flirrende Soli spielte, bei denen er jedem Ton nachlauschte. Und zu „Simple Sister“ gab es noch eine Prise Tanztheater. Teilweise sehr blond perückt traten Jo Ann Endicott, Bénédicte Billiet, Alexandros Sarakasidis und Safet Mistele. „Es ist großartig“, „ist das nicht klasse?“ — in diesem Stile raunten sich Zuhörer Beifallsbekundungen großer Freude zu. Hartnäckigste Fans hätten bei Konzertende am liebsten gleich noch mal von vorne angefangen, aber da gab es dann ja noch das After-Show-Meeting.

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