Postautos made in Wuppertal?

Unternehmen sucht zweiten Standort für die Produktion seiner Elektrofahrzeuge. 20 000 davon sollen jährlich hergestellt werden.

Postautos made in Wuppertal?
Foto: dpa

Wuppertal. Die Deutsche Post bringt nicht mehr nur Pakete, sie stellt auch die Fahrzeuge her, mit denen sie ausgeliefert werden. Genauer gesagt: Elektrofahrzeuge. Die Streetscooter GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Post DHL Group und fertigt jährlich 10 000 Elektrofahrzeuge in Aachen. Bis Ende des Jahres soll die Produktion auf 20 000 verdoppelt werden und es soll eine zweite Fabrik für Streetscooter in NRW entstehen. Wo ist bislang nicht bekannt.

Das ist ein Thema für Jörg Heynkes. Der Wuppertaler Unternehmer ist unabhängiger Landtagskandidat und wird von den Grünen unterstützt. Er regt an, das „Zukunftsprojekt“ ins Bergische Land zu holen. Denn die Region könne mit vielen Aspekten punkten: Innovative Zulieferer, Fachkräfte, Forschungspartner an der Bergischen Universität sowie das 3D-Druckzentrum in Solingen. Letzteres werde bei der Herstellung von Zukunftstechniken immer wichtiger. „Grundsätzlich ist die Frage, ob man wartet, bis ein Unternehmen auf einen zukommt oder ob man aktiv wird und das Unternehmen anspricht, ob es Sinn macht, sich in Wuppertal anzusiedeln“, sagt Heynkes.

Es gebe einige Flächen in der Stadt, die entwickelt werden könnten, wie zum Beispiel auf Clausen, das zuletzt als Standort für die Stadtwerke im Gespräch war. Grundsätzlich sei es auch denkbar, im Städtedreieck Wuppertal, Remscheid, Solingen eine Gewerbefläche zu suchen. Allerdings kenne er den Kriterienkatalog für den neuen Standort nicht.

StephanA. Vogelskamp

„Es stehen große Veränderungen im Bereich der Elektromobilität und autonomes Fahren an“, sagt Stephan A. Vogelskamp. Er ist Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Sie veranstaltet regelmäßig den Bergischen Zukunftssalon Automotive, um auszuloten, welche Bereiche der Automobilindustrie gefährdet sind und welche Zukunft haben.

Für die Idee, die Produktion des Streetscooters in die Region zu holen, ist Vogelskamp sofort zu haben. „Wir wollen die Hannover Messe nutzen, um mit der Firma Streetscooter ins Gespräch zu kommen“, sagt Vogelskamp auf dem Weg in die Messehalle.

Er spricht von Schwarmmobilität, bei der Autos nicht mehr besessen werden, sondern sie nur noch ruft, wenn man sie braucht. Das heißt, es gibt künftig immer weniger Autos und damit auch weniger Arbeitsplätze in der Branche. Deshalb bemühe sich die Wirtschaftsförderung frühzeitig, Alternativen für die Autozulieferer in der Region aufzuzeigen. Und noch ein anderer Aspekt reizt Vogelskamp an dem Projekt: „Der Streetscooter ist ein Symbol für die Handlungsunfähigkeit der Automobilindustrie, die keine Elektroautos bauen kann oder will.“

Die Stadt Wuppertal steht dem Ansinnen von Jörg Heynkes grundsätzlich positiv gegenüber. Oberbürgermeister Andreas Mucke findet die Idee gut. Über die Pressestelle lässt er mitteilen, dass bisher keine Informationen über die Standortvoraussetzungen vorliegen, die Streetscooter für seinen neuen NRW-Sitz wünscht. Die Stadt müsse dann schauen, ob sie über ein passendes Flächenangebot verfüge. Die Sprecherin verweist auf die Wuppertal Insight-Touren, ein Format zur Standortwerbung.

Die Deutsche Post DHL Group wollte sich zur Standortfrage nicht äußern. Nähere Informationen dazu würden „zum gegebenen Zeitpunkt bekanntgeben“. Auch über die Kriterien zur Auswahl eines Standortes erteilt die Deutsche Post keine Informationen.

Jürgen Gerdes, der für das Paketgeschäft zuständige Vorstand, sagte aber in einem Interview, dass es sinnvoll sei, dass die Techniker und Führungskräfte des Mutterwerks in Aachen kurze Wege haben. Damit dürfte es für das mehr als 100 Kilometer entfernte Wuppertal als Bewerber schwer werden.

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