Haßlinghausen Pfarrer wird in Münzgeld aufgewogen

Um den 1,7 Millionen Euro teuren Neubau des Gemeindehauses auch mit Spenden zu finanzieren, wird der Evangelische Kirchenkreis Schwelm kreativ.

Haßlinghausen: Pfarrer wird in Münzgeld aufgewogen
Foto: Anna Schwartz

Haßlinghausen. Pfarrer Hayungs kennt seine Gemeinde. Klein, aber sehr hilfsbereit. Und großzügig: Die roten Polster auf den Sitzbänken in der Evangelischen Kirche in Haßlinghausen oder deren Innenbeleuchtung wurden seinerzeit gänzlich durch Spenden finanziert. Diesmal ist das Ziel noch etwas ambitionierter: 100 000 Euro für den insgesamt 1,7 Millionen Euro teuren Neubau des Gemeindehauses sollen durch Spenden zusammenkommen. Und eine besondere Aktion dazu findet am kommenden Sonntag statt. Da lässt sich Pfarrer Hayungs auf dem Kirchplatz in Münzgeld aufwiegen.

Er ist der denkbar geeigneteste Kandidat für diese Aufgabe: Mit 2,05 Metern bringt der 41-Jährige rund hundert Kilo auf die Wippwaage, die der Küster noch eigenhändig anfertigt. Auf die eine Seite kommt dann ein Korb für das Münzgeld, auf die andere Michael Hayungs. „Bis jetzt ist insgesamt schon eine fünfstellige Spendensumme durch die Kollekte und andere Aktionen zusammengekommen. Am Sonntag wären weitere 2000 Euro ein tolles Ergebnis“, so Hayungs. 100 Kilo nur in 1-Cent-Münzen ergäben schon einen Wert von 800 Euro.

Wer nicht gerade eine Kleingeldsammlung zu Hause hat, die er plündern könnte, der kann vor Ort Münzen gegen Scheine tauschen. Außerdem wird es Getränke und einen Grillstand geben. Wenn es sich als zu schwierig herausstellt, auf 100 Kilo in Münzen zu kommen — „und seien wir ehrlich, das wird ganz schön schwer“, glaubt Hayungs — dann hat die Gemeinde noch ein Ass im Ärmel, um die Waage auszugleichen. Aber das soll noch nicht verraten werden.

„Wir müssen für die anvisierten 100 000 Euro aber vor allen Dingen Großspender gewinnen — also mit den hiesigen Unternehmen. Damit beginnen wir im neuen Jahr“, so Hayungs. Bezugsfertig soll das neue Gemeindehaus Ende März 2017 sein, die Eröffnungsfeier ist am 22./23. April. Wenn alles nach Plan geht.

Doch noch sieht alles danach aus: Der Rohbau steht, die Leitungen sind verlegt, derzeit arbeiten die Elektriker im Haus. „Trotzdem müssen wir uns beeilen, Spenden zu sammeln.“ Denn wenn das Gebäude einmal fertig ist, sei die Bereitschaft zum Spenden gleich viel geringer, so Hayungs.

5000 Mitglieder hat die Gemeinde im Kirchenkreis Schwelm, die künftig alle von dem Gemeindehaus profitieren sollen: Dazu gehören Bewohner aus Haßlinghausen, Hiddinghausen und Hobeuken. Die Gemeindehäuser der letzten zwei Orte fallen weg, das neue Martin-Luther-Haus in Haßlinghausen muss das auffangen.

Der Wegfall der beiden Häuser und der Neubau hinter der Evangelischen Kirche an der Gevelsberger Straße stünden aber in keinem Kausalzusammenhang. „Wir mussten nicht die Häuser in den Nachbarorten schließen, um den Neubau hier zu finanzieren“, betont Hayungs. „Das sind zwei verschiedene Dinge: Wir müssen uns insgesamt verkleinern und Gemeindehäuser schließen. Auf der anderen Seite war das alte Martin-Luther-Haus in einem derart schlechten Zustand, dass eine Sanierung sich in keiner Weise gerechnet hätte.“ Die Bausubstanz sei teilweise hundert Jahre alt gewesen, die Energieeffizienz auf dem Stand der 1960er Jahre.

Das neue Haus wird barrierefrei und mit Raumtrennungssystemen funktional gebaut. Dort können sich dann ab April die Jugendgruppen, Chöre, Seniorentreffs und Krabbelgruppen endlich wieder in immer gleichen Räumen treffen. Doch zuerst steigt Pfarrer Hayungs auf die Waage.

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