Perücken aus Zeitungspapier

Opernhaus und Theater am Engelsgarten luden zum Blick hinter die Kulissen. Viele Zuhörer bei Kostümversteigerung.

Wuppertal. „Das Ohr ist nicht drin!“ Ein Griff von Maskenbildner Markus Moser, und die Perücke im Stil von Star Trek sitzt. Die Glatzenmaske wird von den riesigen Ohren und einem kleinen Rüssel dominiert und gehörte einmal zur Oper „Hoffmanns Erzählungen“. Die Besucher beim Theaterfest der Wuppertaler Bühnen haben viel Spaß dabei, die verschiedenen Perücken und Kostüme anzuprobieren.

Perücken aus Zeitungspapier
Foto: Andreas Fischer

Alle Gewerke der Bühnen präsentieren sich rund ums Opernhaus, während drinnen und im Theater am Engelsgarten die Künstler auftreten. „Die Maskenbildner hatten damals nur 30 Sekunden Zeit für die Verwandlung in einen Außerirdischen“, erzählt Markus Moser. Mit bis zu neun Kollegen steht er in solchen Fällen hinter der Bühne bereit, um in Windeseile Augen anzumalen, Perücken festzustecken oder künstliche Zähne einzusetzen.

Oder die Perücke mit dem 1,5 Meter langen Zopf, die alleine 2,5 Kilo wiegt, aufzusetzen: „Das war jedes Mal ein irrer Aufwand, die wieder zu kämmen.“ Solche Details machen die Faszination des Theaterfests aus.

Nebenan können Kinder und Erwachsene ihre eigene Perücke zaubern: Aus schlichtem Zeitungspapier, das mit Zickzack-Schere in Streifen geschnitten und teilweise zu Kringeln gewellt wurde, kleben sie barocke Frisuren oder auffallende Haar-Türme.

Die Beleuchter präsentieren sich im Orchester-Probenraum. Das beeindruckende Kleid aus dem Universums-Stulp mit 700 leuchtenden Glühbirnen zieht die Besucher magisch an. „Das war eine Heidenarbeit, das herzustellen“, erzählt Fredy Deisenroth, Leiter der Beleuchtung.

Die Experten hinter den Kulissen müssen immer wieder ihre Fantasie spielen lassen: Das Krönchen soll leuchten oder an der Bühnenwand soll ein helles Fenster erscheinen. „Unsere größte Sorge ist, dass unsere Halogen-Scheinwerfer verboten werden“, sagt Deisenroth. Dann könnte er Spezialgeräte wie den 40 Jahre alten Scheinwerfer mit fahrbarem Schlitten nicht mehr verwenden.

Im Opernhaus machen es sich währenddessen die Gäste auf den Treppen im Foyer gemütlich, um Salonmusik vom Streichquintett des Sinfonieorchesters zu hören. Während dieses noch Folklore und Filmmusik spielt, beginnt ein Stockwerk höher im Kronleuchterfoyer bereits „Schlag den Bariton“: Simon Stricker misst sich mit einem Zuschauer, moderiert von Bass Sebastian Campione.

Die Fragen sind hart: „Wie heißt der TV-Camper Benno mit wirklichem Namen?“ oder „Welcher Prediger wurde Gottes Maschinengewehr genannt?“ Ratlos blicken die beiden Männer ins Publikum, das ebenso ratlos zurückblickt. Beim Bällewerfen in einen Eimer trifft Stricker kein einziges Mal, so dass Besucher Oliver verdient eine Opernfreikarte gewinnt.

Beliebt wie immer sind die Kostümversteigerungen von Thomas Braus. Er steht diesmal auf der Rampe der Bühneneinfahrt, wo sich die Zuschauer im schlauchartigen Zugang drängen. „Hier kann man ja gar nichts sehen“, hört man wiederholt Gäste murren. „Nächstes Jahr lösen wir das anders“, verspricht sofort Geschäftsführer Enno Schaarwächter. Die Versteigerung läuft etwas zäh: Die meisten sind wegen der launigen Sprüche gekommen; ein Kostüm wollen die wenigsten.

Überhaupt flaniert eine eher überschaubare Zahl von meist silberhaarigen Theaterbesuchern über das Gelände - trotz öffentlichkeitswirksam vor dem Opernhaus aufgebauter Stände.

Das attraktive Kinderprogramm wird nur von einzelnen Kindern genutzt - meist der Nachwuchs der Mitarbeiter. Das ist schade, denn die Mitarbeiter zeigen ihre Arbeit voller Elan und mit viel Freude. Und die Kostproben von Musikern, Sängern und Schauspielern machen Lust auf spannende Theaterabende.

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