Wuppertal Per Speed-Dating ins Rathaus

Um neue Mitarbeiter zu finden, geht die Stadtverwaltung inzwischen ungewöhnliche Wege - aber mit Erfolg.

Wuppertal: Per Speed-Dating ins Rathaus
Foto: Stefan Fries/Anna Schwartz/dpa

Wuppertal. Viel Angebot, zu wenig Nachfrage. Die Stadtverwaltung hat es schwer, frei gewordene oder neue Stellen zu besetzen. Das bekommt derzeit insbesondere das Gebäude-Management zu spüren. Dessen Chef, Hans-Uwe Flunkert, sucht händeringend Techniker, Ingenieure und Architekten. Er ist in der glücklichen Lage, viel bauen zu dürfen. Gleichzeitig verzweifelt er daran, dass er viele Pläne mangels Personal nicht umsetzen kann. Deshalb geht er jetzt ungewöhnliche Wege, das aber mit Erfolg. „Zuletzt haben wir ein Speed-Dating gemacht, um Architekten zu bekommen“, sagt Flunkert. Sechs bissen an. Zuvor war es ihm gelungen, mit Hilfe eines sogenannten Headhunters vier Eletronikingenieure zu finden. Flunkert braucht jede Hand, um zu tun, was er tun soll: bauen, sanieren, instandsetzen. „Unser Personalstand ist für ein Bauvolumen von 55 Millionen bis 65 Millionen Euro im Jahr ausgelegt. In den nächsten Jahren haben wir aber bis zu 95 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung“, erklärt der Leiter des Stadtbetriebes.

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Hintergrund sind Fördermittel für Kindergärten, für Schulen, für das Engelshaus und für das Pina-Bausch-Zentrum im Schauspielhaus an der Kluse — allesamt große Investitionsvorhaben, die aus verschiedenen Gründen keinen Aufschub dulden.

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Aus diesem Grund haben Stadt und Gebäudemanagement sich jetzt auf einen Prioritätenkatalog verständigt. Dessen Ziel ist, möglichst große Projekte anzufassen und kleinere zurückzustellen. Flunkert und seine Leute haben keine Zeit, sich um überschaubare Baustellen zu kümmern. Sie drehen das große Rad.

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Das ist auch notwendig. Andernfalls ist es mit dem üppigen Investitionsvolumen nämlich schnell vorbei. Stadtkämmerer Johannes Slawig beeilt sich denn auch darauf hinzuweisen, dass Wuppertal keinen einzigen Fördereuro verfallen lassen wird. „Das ist das wichtigste Ziel“, sagt er. Slawig weiß, dass die Millionen nicht wiederkommen, wenn sie erst einmal an das Land oder an den Bund zurückgeflossen sind. Weg ist weg.

Deshalb geht die Suche nach geeignetem Personal auch unvermittelt weiter. Der Stadtkämmerer muss wegen des Konsolidierungsplanes aus dem Jahr 2012 bis zum Jahr 2021 noch 30 Stellen einsparen. Doch das wirkt sich auf die von Flunkert benötigten neuen Kräfte nicht aus. Der demografische Wandel führt dazu, dass mehr Mitarbeiter das Rathaus verlassen, als Stellen abgebaut werden müssen. Der Saldo beträgt laut Slawig fast 600 Leute.

Also kann Hans-Uwe Flunkert unverdrossen weitersuchen und für die Anstellung im Stadtbetrieb werben. Er macht das neben Speed-Dating unter anderem auch mit Vergleichsrechnungen. Demnach werden etwa Techniker und Ingenieure in der freien Wirtschaft auf den ersten Blick zwar deutlich besser bezahlt. Wenn aber nicht entlohnte Mehrarbeit hinzugerechnet würde, sähe das schon ganz anders aus, sagt Flunkert. Außerdem setze die Stadt sehr auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Es ist sogar denkbar, dass wir Mitarbeitern, die ihre dienstlichen Mails während der Zugfahrt bearbeiten, diese Fahrzeit als Arbeitszeit anrechnen“, sagt der Gebäudemanager.

Er ist zuversichtlich, dass Wuppertal mit all diesen Vorzügen das Personal bekommt, das es braucht, um die wichtigen Bau- und Sanierungsprojekte der Stadt fristgerecht zu erledigen — ohne das Fördermittel zurückgegeben werden müssen.

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