Wuppertal Panne: IHK fordert eine Million nach

Die Industrie- und Handelskammer zog bei Mitgliedern zu geringe Pflichtbeiträge ein. Sachbearbeiter wurde entlassen.

Wuppertal: Panne: IHK fordert eine Million nach
Foto: Kurt Keil

Wuppertal. Die IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid hat im vergangenen Jahr versäumt, Mitgliedsbeiträge in Höhe von einer Million Euro einzuziehen. Das bestätigte IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge auf Nachfrage. Ein „personeller Engpass“ und ein offensichtlich überlasteter Sachbearbeiter seien die Ursachen dafür gewesen.

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Foto: U. Schinkel

Nachdem im Nachhinein Gespräche zwischen dem betroffenen Mitarbeiter und der IHK-Führung zu keiner Einigung geführt hätten, habe man sich von dem Mitarbeiter getrennt. Nähere Angaben zu dieser Personalie wollte der IHK-Hauptgeschäftsführer nicht machen, weil der Mitarbeiter aktuell gegen seine Entlassung vor dem Arbeitsgericht klage.

Als IHK-Hauptgeschäftsführer und damit als Vorgesetzter des Mitarbeiters fühle er sich auch für den Vorgang verantwortlich, so Wenge. Der Schaden für die IHK sei zwischenzeitlich behoben, betonte der Hauptgeschäftsführer. „Die ausstehenden Mitgliedsbeiträge haben wir von den Unternehmen eingezogen.“ Diese Firmen hätten keinen Schaden erlitten. Denn die ausstehenden Beiträge seien einfach später kassiert worden, so Wenge - ohne Zinsen. „Für die Unternehmen war das gewissermaßen wie ein Zahlungsaufschub“, erklärte der Hauptgeschäftsführer.

Der Fehler ist in Verbindung mit dem Beitragssystem der IHK zu sehen: 33 000 Unternehmen im Bergischen Land müssen aufgrund einer Pflichtmitgliedschaft IHK-Beiträge zahlen. Diese resultieren aus dem Ergebnis einer Steuerschätzung. Demnach muss eine Firma 0,27 Prozent ihres Ertrags als Mitgliedsbeitrag plus eines Grundbeitrags an die IHK abführen. Dieser Betrag wird auf Basis der Steuerschätzung im Voraus eingezogen. Hat eine Firma tatsächlich später mehr verdient, als die Steuerschätzung erwarten ließ, muss sie einen höheren Mitgliedsbeitrag nachzahlen.

Diese nachträgliche Veranlagung habe der Mitarbeiter nicht gemacht, so Wenge. Zum Jahresende 2016 fehlte somit rund eine Million Euro in der IHK-Kasse. Für die bergische Kammer ist das eine hohe Summe: Denn insgesamt verfügt die IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid über einen jährlichen Haushalt von etwa 10 bis 11 Millionen Euro. Zwei Drittel dieser Summe nimmt die Industrie- und Handelskammer durch Mitgliedsbeiträge ein, ein Drittel resultiert aus Gebühren und Zuweisungen.

Die insgesamt knapp 90 Mitarbeiter sind ganz überwiegend am Hauptstandort der IHK in Wuppertal tätig. In Solingen und Remscheid unterhält die IHK aber jeweils eigene Büros. Wichtigstes Organ der Kammer ist die Vollversammlung, die aus 80 gewählten Mitgliedern besteht. Die Verteilung der Plätze richtet sich nach der Bedeutung der sechs Branchen, in die die IHK die Unternehmenslandschaft einteilt. Die Industrie ist davon die stärkste mit 27 zu vergebenden Sitzen. Es folgen die Sonstigen Dienstleistungen (23), der Einzelhandel (12), der Groß- und Außenhandel (11), Kreditinstitute und Versicherungen (4) sowie Verkehrsunternehmen (3). Die Zusammensetzung der Vollversammlung wird alle vier Jahre neu bestimmt.

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