Wuppertal Ohne schnelles Internet gibt es keinen Fortschritt

Die Digitalisierung ist in vollem Gange und verändert die Gesellschaft von Grund auf. Aber die Infrastruktur ist noch ausbaufähig.

Wuppertal: Ohne schnelles Internet gibt es keinen Fortschritt
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Wuppertal. Wenn der Kühlschrank selbst Lebensmittel bestellt, das Haus sich aufheizt oder abkühlt, bevor sein Bewohner mit dem selbstfahrenden Auto von der Freizeit nach Hause kommt, die er genießt, seit Roboter seinen Arbeitsplatz übernommen haben — dann ist das Klischee von Digitalisierung erfüllt und die Zukunft zur Gegenwart geworden. Digitalisierung — das ist bisher ein großes Schlagwort, dass mit Leben gefüllt werden will. Oder mit Technik. Der Begriff hat viele Facetten und wird mutmaßlich unser aller Leben verändern — wenn er es nicht schon hat.

Das zu diskutieren hat sich Lothar Leuschen, stellvertretender Chefredakteur der WZ und Lokalchef in Wuppertal, vorgenommen. Dafür wird er am Donnerstag, 29. Juni, mit Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der WSW, Prof. Dr. Andreas Frommer von der Bergischen Universität und Markus Kerkhoff von Delphi das Thema hinterfragen.

Wuppertal ist eine Stadt, in der viele Menschen sich mit dem Thema Digitalisierung befassen. Delphi entwickelt etwa selbstfahrende Autos. Und Unternehmer Jörg Heynkes hat vergangenes Jahr die Firma Entrance gegründet und widmet sich der Entwicklung des humanoiden Roboters Pepper.

Das sind aber Ausnahmen. Was hier noch fehlt, ist vielfach viel elementarer: die Versorgung mit schnellem Internet. Laut Wirtschaftsförderung gibt es etwa in Bezirken wie Herbringhausen und am Dönberg sowie in einigen Gewerbegebieten noch weiße Flecken bei der Versorgung mit schnellem Internet. Dabei wurde die Geschwindigkeit bewusst niedrig angesetzt, bei der von schnell die Rede ist: 30 Mbit. Laut Alexander Buckardt, der sich in den vergangenen fünf Jahren um Digitalisierungsthemen gekümmert hat, gibt es jetzt eine auf drei Jahre vom Land geförderte Stelle für einen Breitbandkoordinator, der die weißen Flecken eliminieren will. Dazu soll ein Bundesprogramm genutzt werden, dass 14 Millionen Euro für den Ausbau zur Verfügung stellt.

Auch die neue Landesregierung hat sich den Breitbandausbau auf die Fahnen geschrieben. Sie will Glasfaserkabel legen und Internet in Gigabit-Geschwindigkeit realisieren. Marcel Hafke, Landtagsabgeordneter der FDP sagt, die Infrastruktur sei der größte und wichtigste Punkt bei der Digitalisierung. Bisher gebe es in NRW nur eine Versorgung mit Breitbandanschlüssen von 82 Prozent. In Industriegebieten liege die nur bei 14 Prozent. Gerade diese aufzurüsten werde der entscheidende Faktor. Denn ohne Internet keine Digitalisierung und keine Konkurrenzfähigkeit.

Das gilt laut Hafke auch für Schüler. Hafke sagt, Ziel der der neuen Regierung sei, digitale Bildung in die Schulen zu integrieren. „Schüler sollen schon in der Grundschule in der Lage sein, mindestens eine Codezeile zu schreiben“, sagt er. Dafür brauche es Technik und Infrastruktur. Für die sorgt noch die rot-grüne Regierung. Denn dank dem Förderprogramm Gute Schule 2020 werden die mehr als 90 Schulen der Stadt bis 2020 mit schnellen Internet ausgestattet — per Glasfaserkabel.

Damit entstehen zumindest die Voraussetzungen für digitales Lernen. Das hänge aber auch immer an Kompetenz, sagen sowohl Hafke als auch Jörg Heynkes. „Infrastruktur funktioniert nur mit Handlungskompetenz“, sagt Heynkes und münzt das ebenso auf die Wirtschaft. „Ein großer Teil der Unternehmen bei uns ist sehr wach und am Puls der Zeit. Einige Mittelständler sind aber auch noch im Tiefschlaf.“

Heynkes selbst ist vorne mit dabei. Sein Unternehmen um den Roboter Pepper laufe super und habe schon zehn Arbeitsplätze geschaffen. Dass die Digitalisierung im großen Rahmen trotzdem 50 Prozent der Menschen den Job kosten wird, daran zweifelt er nicht. „Es ist nur die Frage, wie viele neue Entstehen und wie wir die Menschen, die Jobs verloren haben, qualifizieren und wieder in Arbeit bringen."

Das bedarf Planung und Vorbereitung. Ob die Einzelteile, die zweifellos in der Stadt vorhanden, dann irgendwann zusammenfinden, fragt sich Lothar Leuschen. „Eine konzertierte Planung, wie das Leben hier in 30 Jahren aussieht, gibt es meiner Meinung nach nicht“, sagt er. „Ich bin aber der Hoffnung, dass es am Ende mehr Jobs gibt. Das ist bei jeder industriellen Revolution so gewesen“. Die Fragen danach stellt er beim WZ-Forum.

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