Offene Kirchentüren: Ein Risiko für Gemeinden?

Übergriffe auf Kirchen — wie zuletzt in Vohwinkel — sind kein Einzelfall. In St. Laurentius passen Ehrenamtliche auf.

Wuppertal. Vollgeschmierte Fürbitten-Bücher, geklaute Kerzenständer und schlimmstenfalls sogar Weihwasserbecken, in die gespuckt oder uriniert wurde — solche unangenehmen Vorfälle sind in den offenen katholischen Kirchen (s. Kasten) leider kein Einzelfall. „So etwas passiert nicht wöchentlich, kommt aber leider immer mal wieder vor“, sagt Pastoralreferent Werner Kleine von der Citykirche. Zuletzt hatte die Verwüstung von St. Mariä Empfängnis in Vohwinkel für Empörung gesorgt (WZ berichtete).

In fast allen Gemeinden sei die Frage, ob die Kirche geöffnet werden soll oder nicht, ein Thema. Einerseits hätten die Gemeindeglieder das Bedürfnis, in ihre Kirche zu gehen, andererseits sei da die Angst vor Übergriffen. Hinzu kommt die Problematik der Gebäudeversicherung, für die Sicherungsmaßnahmen erforderlich sind. „Viele Gemeinden wählen deshalb einen Kompromiss und öffnen ihre Kirchen nur bis zum Windfang, andere haben den Mut, die Kirche ganz zu öffnen“, sagt Kleine. Gegen eine — vielfach diskutierte — Videoüberwachung spreche die sehr private Situation, in der sich Betende befinden.

In St. Laurentius geht man seit rund drei Jahren einen anderen Weg: Adela und Norbert Göbel gehören zu den mehr als 50 ehrenamtlichen „Kirchen-Sittern“, die dort einmal pro Woche nach dem Rechten sehen und bei Bedarf Fragen beantworten. Allein durch die Anwesenheit der Ehrenamtlichen sollen Vorfälle wie in Vohwinkel verhindert werden.

„Manchmal reicht schon ein strenger Blick“, sagt Norbert Göbel (72), der sich seit 1972 in St. Laurentius engagiert. Immer wieder kommt es allerdings vor, dass angetrunkene Menschen in die Kirche kommen, dort Alkohol konsumieren oder rauchen.

Ein Vorfall am Rande der Pfingstvigil zeigt für Werner Kleine, dass einige Menschen die Ehrfurcht vor der Kirche verloren haben. Als einige pöbelnde Besucher zurechtgewiesen wurden, weil sie in St. Laurentius Alkohol tranken und die Füße auf die Vorderbank gestellt hatten, verließen sie die Kirche schimpfend und zündeten aus Wut einige Liederhefte an. Auch einer der Ehrenamtlichen habe bereits einmal einen Fausthieb abbekommen. „Das ist besonders schlimm für Gläubige, für die die Kirche ein heiliger Ort ist“, sagt Kleine.

Die Tradition der offenen Kirche ist eher katholisch geprägt, seit dem Mittelalter suchten die Menschen vor dem Kirchenportal Asyl. Auf evangelischer Seite stehen die Citykirchen in Barmen und in Elberfeld als „Gast- und Rasthaus“ offen. „Dort ist immer jemand für ein Gespräch“, sagt Pfarrer Werner Jacken vom Kirchenkreis. Außerdem geöffnet: Die Kirche Uellendahl am Röttgen und die Kapelle auf dem Gelände der Kirchlichen Hochschule auf der Hardt.

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