Nützenberg: Auf den Spuren von Else Lasker-Schüler

Park des Monats: Die Dichterin wuchs im Briller Viertel auf — und liebte ihren „grünen Hügel“.

Nützenberg: Auf den Spuren von Else Lasker-Schüler
Foto: Stefan Fries

Nützenberg/Briller Viertel. Eine kleine Gedenktafel erinnert heute an die berühmteste Bewohnerin des Hauses Sadowastraße 7: Else Lasker-Schüler (1869 in Elberfeld geboren, 1945 in Jerusalem gestorben). Die Dichterin wuchs an der steilen, vielleicht der steilsten Straße Wuppertals auf — und nahm in ihren Texten oft Bezug auf ihre Kindheit. „Wobei es das Briller Viertel mit seinen Villen, als Lasker-Schüler geboren wurde, noch gar nicht so gab“, erklärt Michael Felstau vom Förderverein Historische Parkanlagen. In der Reihe Park des Monats wandelt er am kommenden Sonntag, 14.30 Uhr, auf den Spuren Lasker-Schülers.

Nützenberg: Auf den Spuren von Else Lasker-Schüler
Foto: Sammlung Michael Felstau

„Es wird aber keine biografische Führung“, kündigt Felstau an. Vielmehr gehe es um das Verhältnis der Dichterin und Schriftstellerin zur Natur, zu den Parks und eben zum Nützenberg, ihrem „grünen Hügel“. Die Sadowastraße sei damals sowas wie der Lieblingsweg Lasker-Schülers gewesen, erinnert Felstau. Für sie selbst sei die Straße immer wieder Bezugspunkt gewesen, auch, als sie schon längst aus Elberfeld weggezogen war. Und in Briefen, zum Beispiel an Freunde, habe sie bei deren Adressen immer geschrieben „nahe der Sadowastraße“ und ähnliches. „Sie kam immer gerne zurück“, weiß Felstau.

Nützenberg: Auf den Spuren von Else Lasker-Schüler
Foto: Sammlung Michael Felstau

Vorbei an viel weniger Häusern als heute führte die Straße damals schnurgerade ins Grüne, „ein fließender Übergang in den Wald“. Landwirtschaftliche Betriebe lagen am Rande. Erst nach und nach wuchs die Zahl der Villen. Auf dem Nützenberg selbst standen schon einige kleinere Häuser, die heute noch erhalten sind. „So oft spazierten meine Mutter und ich Hand in Hand die Sadowastrasse steil bergauf bis in die laubige Feier; die Bäume rauschten dann so froh und grün. Bevor wir aber in den Wald traten, schauten wir uns das bergische Panorama an, es lag unter uns im Tal zu Füssen“, zitiert Felstau die Dichterin. Den Blick gibt es heute so nicht mehr, man müsse schon etwas höher steigen, um über die Stadt zu schauen, sagt Felstau mit einem Schmunzeln. Auch Kinder mit „blaubeerverschmierten Mündern“, wie Lasker-Schüler sie in ihren Erinnerungen schildert, sind längst Vergangenheit. „Blaubeeren gibt es hier oben überhaupt nicht mehr“, sagt Felstau. Ein Zeichen auch, wie sich der Nützenberg, der in den 1870er Jahren der erste Park des Elberfelder Verschönungsvereins war, gewandelt habe.

Alte Strukturen sind aber noch erhalten geblieben, wie Felstau zeigt. Etwa eine künstlich angelegte Grotte, die heute ziemlich zugewuchert ist und kaum noch auffällt. Auch der kleine Weg, der mal daran vorbeiführte, ist nicht mehr passierbar. Die Stadt könne nur die Hauptwege freihalten. „Wir wollen zumindest dafür sorgen, dass die Grotte wieder freigelegt wird“, spricht Felstau für den Förderverein.

Dass viele Wuppertaler mittlerweile den Nützenberg mit dem Begriff Kaiserhöhe gleichsetzen, sei übrigens nicht richtig, so Felstau. Kaiserhöhe sei eigentlich der Name der seit langem leer stehenden Gastronomie dort gewesen und dann im Laufe der Zeit übernommen worden. Streng genommen bezeichne er aber nur den Bereich um das Haus und zum Beispiel den Sportplatz.

Der Weyerbuschturm stehe auch auf dem Nützenberg und nicht auf der Kaiserhöhe, betont Felstau. Das pittoreske Bauwerk, um das sich der Förderverein kümmert, spielt am Sonntag aber nur eine Nebenrolle. Stattdessen führt Felstau die Teilnehmer durch den Wald, zitiert Textstellen der Dichterin, die selbst peinlich genau angelegte Parkanlagen gar nicht mochte, sondern lieber durch Wälder streifte.

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