„Noch weniger Personal geht nicht“

Stefan Kronenberg, Leiter der Direktion Verkehr, über Personalknappheit, Turbokreisel und Polizisten auf dem Fahrrad.

Stefan Kronenberg arbeitete auch schon bei der Verkehrsdirektion in Düsseldorf.

Stefan Kronenberg arbeitete auch schon bei der Verkehrsdirektion in Düsseldorf.

Foto: Fischer, A. (f22)

Seit 1. Oktober 2015 leitet Stefan Kronenberg die Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Wuppertal. Wir sprachen mit dem Solinger über seine Arbeit in der „Baustellenstadt“ Wuppertal, Fahrradfahrer und die Personaldiskussionen nach den Silvestervorfällen in Köln.

„Noch weniger Personal geht nicht“
Foto: Andreas Fischer

Herr Kronenberg, wenn es nach vielen unserer Leser geht, gibt es von den Baustellen her keine Stadt, die schlimmer ist als Wuppertal. Wie sehen Sie das als Solinger?

Stefan Kronenberg: Soll ich sagen: ,Fahren Sie erstmal nach Düsseldorf oder Köln, da ist es noch viel schlimmer? Nein, das wäre zu platt. Jede Großstadt hat Probleme mit dem Verkehr. Bei Wuppertal kommt aber natürlich die schwierige topographische Lage dazu. Die Schwebebahn entzerrt da einiges, aber nicht alles.

Die Sperrung der B 7 hat die Situation jetzt aber nicht unbedingt verbessert, oder?

Kronenberg: Die Probleme, die es anfangs gab, sind aus Sicht der Polizei deutlich weniger geworden. Die Leute sind mit der derzeitigen Situation, denke ich, zufrieden.

Zufrieden, oder haben sie sich damit einfach abgefunden?

Kronenberg: Natürlich hat man sich auch damit abgefunden. Aber es gibt nun mal immer Baustellen, und da kann ich jetzt wirklich sagen: „Fahren Sie mal nach Düsseldorf.“ Wir sind jedenfalls positiv überrascht, wie es sich entwickelt hat. In Elberfeld haben alle an einem Strang gezogen. Nur Staus wird es auch immer geben, ob in der City oder auf der L 418/419. Wo gibt es zur „Rush Hour“ keine Probleme?

Die B 7 soll im Sommer 2017 wieder geöffnet werden. Was könnte bis dahin aus Sicht der Polizei ein neuer Verkehrsknackpunkt werden?

Kronenberg: Interessant wird sicher die Entwicklung rund um Ikea in Nächstebreck werden. Dort wird es aber einen sogenannten Turbokreisverkehr an der Schmiedestraße geben. Das heißt, der Verkehr fließt über zwei Spuren innerhalb des Kreisels, der Abfluss ist so viel höher als bei einem normalen Kreisverkehr. Das dürfte Entlastung bringen.

Entlastung soll nach Meinung vieler auch die vermehrte Nutzung des Fahrrades bringen. Das spielt vor allem durch die Nordbahntrasse ja schon jetzt eine größere Rolle.

Kronenberg: Die Nordbahntrasse ist natürlich super. Ich kannte sowas bereits aus Solingen, das ist die logische Fortsetzung der Korkenziehertrasse. Auch die Fortführung ins Ruhrgebiet ist eine gute Idee. Einige Städte planen ja auch Radschnellverbindungen. Das ist auf jeden Fall der richtige Weg.

Abgesehen von der Trasse macht Radfahren vielen in der Stadt aber noch wenig Spaß. Gerade durch die Talachse ist es häufig kein Vergnügen.

Kronenberg: Man muss aber fragen, wie ich mein Rad nutzen möchte. Wenn ich eine schöne Strecke möchte, fahre ich auf der Nordbahntrasse. Um von A nach B zu kommen, muss ich aber auch über die B 7. Wobei es ja auch Umfahrungen gibt.

Wird denn in Zukunft mehr für die Radfahrer getan?

Kronenberg: Lobbyisten wie der ADFC drängen darauf. Eine Entwicklung sind ja zum Beispiel die Schutzstreifen für Radfahrer, die es jetzt an mehreren Stellen in der Stadt gibt. Die sind aus unserer Sicht unproblematisch und haben sich bewährt.

Und die Polizei? Steigt die auch vermehrt aufs Rad?

Kronenberg: Wir hatten immer schon Fahrräder im Einsatz. Im vergangenen Herbst wurden dazu auch Pedelecs angeschafft.

Wie man hört, zwei für den gesamten Bereich Wuppertal, Remscheid, Solingen.

Kronenberg: Das stimmt. Aber man muss auch sehen, dass die Pedelecs natürlich auch teuer sind. Und wir müssen jetzt erst einmal Erfahrungen sammeln. Die Pedelecs sind bei uns auf Lichtscheid stationiert und werden dann je nach Bedarf an den unterschiedlichen Orten eingesetzt. In Wuppertal ist natürlich die Nordbahntrasse ein Einsatzgebiet.

Sparen ist natürlich auch bei der Polizei ein großes Thema. Wie sieht es in Wuppertal aus?

Kronenberg: Vorneweg: Die Grundversorgung ist da. Wir können unseren Aufgaben momentan nachkommen. Aber: Das Personal verringert sich. Als ich 1976 eingestellt wurde, gab es NRW-weit circa 2600 Einstellungen. Von denen gehen viele jetzt aber in Rente. In den vergangenen Jahren wurden 1000 bis 1500 jeweils eingestellt. Das ist ein Missverhältnis. Es gibt verschiedene Überlegungen, wie das aufgefangen werden kann.

Welche zum Beispiel?

Kronenberg: Zum Beispiel wird gefragt: Welche Aufgaben können vielleicht extern übernommen werden? Schwertransportbegleitung wäre so ein Fall. Muss das unbedingt die Polizei machen? Meiner Meinung nach nicht. Bei anderen Beispielen wäre ich vorsichtiger. Bei der Unfallaufnahme etwa tendiere ich dazu, dass das eine originäre Aufgabe der Polizei bleiben sollte.

Die Ereignisse von Silvester in Köln haben die Personaldiskussion bei der Polizei noch einmal verschärft. Wie sehen Sie das?

Kronenberg: Das erinnert mich an die RAF-Zeit in der Bundesrepublik. Damals gab es auch eine Scheinsicherheit. Als dann was passiert ist, haben alle nach der Polizei geschrien. Jetzt ist das ähnlich. Aber mit noch weniger Personal können wir unsere Aufgaben kaum bewältigen. Das gleiche gilt übrigens auch für die Gerichte.

Sie sind 61, im August gehen Sie offiziell in Rente. Bei Ihrem Antritt sagten sowohl Sie als auch Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher, dass man gerne verlängern würde. Wie sieht es aus?

Kronenberg: Ein erstes Gesuch ans Land ist abgelehnt worden. Allerdings kam das vor den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln. Jetzt gibt es Überlegungen, dass Kollegen wie ich, die vor dem Ruhestand stehen, vielleicht doch weitermachen. Man muss erstmal abwarten, aber ich wäre dazu bereit.

Also schreckt Sie Verkehrssituation in Wuppertal nicht ab?

Kronenberg: (lacht) Nur Friede, Freude, Eierkuchen wäre langweilig. Man will ja auch was zu tun haben.

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