Neuer Kunstverein: Ausstellung überschreitet Raumgrenzen

Heute beginnt die Ausstellung „Mitwelt 42103“ in der Hofaue. Ausgestellt wird aber auch im angrenzenden Viertel.

Ilona Hellmiss (l.) und Michaela Kuhlendahl während der Vorbereitungen.

Ilona Hellmiss (l.) und Michaela Kuhlendahl während der Vorbereitungen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Das Kolkmannhaus allein reicht nicht. Das dachten sich die Künstler, die bei der Ausstellung „Mitwelt 42103“ mitmachen. Ihre Installationen füllen den Neuen Kunstverein in der Hofaue. Sie finden ihren Platz aber auch rundherum im Hofaue- Viertel. Diese Erweiterung des Raums entspricht dem Thema der Ausstellung, die das Verhältnis von Innen und Außen, von Ich und „Mitwelt“ auslotet.

Bei der heutigen Vernissage führt Schauspielerin Claudia Felix interessierte Besucher zu den Orten der Außeninstallationen. Zwei Wochen später wird Musikerin Gunda Gottschalk mit einem Wandelkonzert Ausstellung und „Straßenkunst“ verbinden.

Kunst lag aber schon bei der „Generalprobe“ der Ausstellung buchstäblich auf der Hofaue. Michaela Kuhlendahl hatte gegenüber dem Neuen Kunstverein großformatige Foto-Plakate auf den Bürgersteig geklebt. Die Fotos gaben den Blick frei auf Wohnräume. Das Private wurde damit bewusst der Öffentlichkeit ausgesetzt, dem Wetter und vielleicht auch dem Vandalismus der Passanten.

Auch im Kolkmannhaus klebten Kuhlendahls Plakate auf dem Boden. Noch ohne Tonspur flimmerte ein Film über die Wand. Ilona Hellmiß konnte ihre Videoinstallationen, die sie auf Häuserfassaden projiziert, noch nicht vorführen. Dafür berichtete sie von den vielen Genehmigungen, die sie für die Open Air-Ausstellung einholen mussten. „Da haben wir die Leute im Viertel richtig gut kennengelernt“, sagte die Künstlerin mit einem Grinsen.

Ursprünglich wollte ihr niederländischer Kollege Matthijs Muller seine Bildwand „Ich bin“ vor dem Rex-Kino aufstellen, zog damit aber schließlich vors Schauspielhaus. In jedem Fall liegt auch dieser Außenposten auf der Tour von Claudia Felix. Zur Generalprobe brachte sie ihre Ausrüstung mit: ein Mikro und ein Trolley, auf dem statt eines Koffers ein CD-Spieler befestigt war.

„Ich bin Nele und das ist Paula“, stellte sie sich und ihren Extra-Trolley vor. Die „Kunstführerin“ erklärte ihr Konzept: „Das soll sich überschneiden. Da ist die Privatperson und die Schauspielerin in ihrer Rolle ‚Nele’.“

Wer Felix auf ihrem Probe-Rundgang begleitete, den führte sie zuerst in den Innenhof des Kolkmannhauses. Im Hinterhaus, wo man sonst die Ausstellungen der Bergischen Kunstgenossenschaft besuchen kann, hat das Künstlerpaar Anja Sijben und Markus Nilling ihre Station aufgebaut.

Hinter dem Titel „Gruppe - Ich“ verbirgt sich ein lichtdicht abgeschlossener Raum, in dem fünf Lautsprecherboxen für Beschallung sorgen. Eine Tafel wies darauf hin, dass Besucher die Installation „auf eigene Gefahr“ betreten. Wer auf Nummer Sicher gehen wolle, empfahl Nilling, setze sich einfach auf das „Sitzobjekt“ in der Raummitte.

Vier Probe-Besucher durchquerten einen Vorraum und verschwanden in der Dunkelkammer. Für einen Moment herrschte Stille. Dann strömten die ersten Sounds auf einen ein. Während man hörte, vergaß man bald, dass noch andere mit im Raum waren.

Die Klänge kamen tatsächlich von Gruppen. Indianer sangen und ein Balkan-Orchester spielte zum Tanz auf. Auf afrikanische folgte indische Musik und dann hörte man einen Chor aus dem Fußballstadion. „You never walk alone“ (Du gehst nie allein), sang er. Ausgerechnet!

Ein vereinzeltes „Hallo!“ markierte das Ende dieser ungewöhnlichen Musik-Session. Als man den Raum verließ, konnte man kaum glauben, dass man fast eine Viertelstunde drin gewesen war. Beeindruckt waren alle Probe-Besucher. „Man ist orientierungslos.“ — „Man taucht komplett ab.“ — „Das beste Erlebnis ist im Stehen.“

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