Naturfreunde: Im Souterrain kreativ

Die Reihe Kellerkultur lädt zu einer künstlerischen Auseinandersetzung in Ronsdorf ein.

Naturfreunde: Im Souterrain kreativ
Foto: Andreas Fischer

Ronsdorf. Ein spannendes Experiment haben Uwe Schuchardt und Ingrid Kästner-Ludwig vor fünf Jahren im Naturfreundehaus in Ronsdorf begonnen: Sie laden Menschen dazu ein, etwas von sich selbst zu erzählen — und das auf kreativ-künstlerische Weise. In Texten, Bildern, Musik, sogar im Tanz geben die Teilnehmer der „Kellerkultur“ genannten Reihe weiter, was sie bewegt. Uwe Schuchardt (58) hatte die Idee dazu, als er nach einer neuen Form suchte, sich in der Ortsgruppe Wuppertal der Naturfreunde zu engagieren.

„Ich habe überlegt: Was ist in mir? Was will nach außen?“ Und er entwickelte eine Form, die es den Teilnehmern erlaubt, Persönliches auf kreative Weise einzubringen und damit anderen neue Anstöße zu geben. „Das Prinzip ist von Indianern abgeguckt“, erläutert Schuchardt die Grundidee. Bei einigen Ureinwohnern Amerikas gebe es Councils — Beratungen, bei denen jeder nur eine Geschichte von sich erzählt, über die er seine inneren Gedanken mitteilt. „Am Ende wissen alle, wie sie entscheiden müssen.“ Das Zuhören sei sehr wichtig.

Gemeinsam mit Ingrid Kästner-Ludwig (64) leitet er seither die Kellerkultur-Nachmittage, die sechsmal jeweils im Winterhalbjahr im Ronsdorfer Naturfreundehaus stattfinden. Zu jedem Termin gibt es jeweils ein Thema - von „Herbst“ bis „Liebe“, von „Casablanca“ bis „Tanz auf dem Vulkan“. Dazu bringen die Teilnehmer Gedichte oder Prosatexte, Bilder oder Musik mit, die sie persönlich berührt haben. Das sind oft selbst gefertigte Werke, aber auch Fundstücke. Dabei ist Uwe Schuchardt überzeugt: Einen Ausdruck zu finden für das, was einen bewegt, „das ist genuin menschlich“. Ingrid Kästner-Ludwig erklärt: „Den Rahmen gestalten wir bewusst so, dass man sich auch traut.“

Die Teilnehmer können einfach nur zuhören oder sich äußern - dabei aber nicht das künstlerische Werk bewerten, sondern mitteilen, was sie wiederum an dem Werk berührt hat. „Das ist ein sehr achtsamer Austausch und eine warmherzige Atmosphäre“, sagt Uwe Schuchardt. „Das macht einfach Freude“, bestätigt Ingrid Kästner-Ludwig.

Die Veranstaltung entspricht dem Grundgedanken der Naturfreundebewegung, in Sachen Kultur das „Selbermachen“ fördern. Rund zehn Teilnehmer sind Stammbesucher, immer wieder kommen neue hinzu, so dass die Zahl auch schon mal auf 16 oder 17 Teilnehmer steigt. Treffpunkt ist ein Raum im Souterrain des Naturfreundehauses Luhnsfelder Höhe 7. Und das ist ein Grund für den Namen „Kellerkultur“. Der andere Grund besteht darin, dass es bei den Treffen um einen „Schritt unter die Oberfläche“ geht.

Zum fünfjährigen Bestehen der Reihe zeigten die Teilnehmer vor größerem Publikum, welche Werke im Rahmen der Kellerkultur bisher vorgestellt wurden. Das eigentliche Erlebnis des Austauschs ist aber nur in der kleineren Runde möglich. Weitere Interessenten sind willkommen und können einfach dazustoßen. Das nächste Treffen hat als Thema „Leichtfüßig tanzend“ und findet am 21. Januar, 16-18 Uhr, statt. Ab 15 Uhr gibt es bereits Kaffee und Kuchen im Naturfreundehaus.

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