Wuppertal Nach Barcelona-Anschlag - „Wuppertal wird keine Festung“

Dezernent Matthias Nocke sieht nach dem Anschlag in Barcelona keine Notwendigkeit, Sperren und Blockaden in der Wuppertaler City fest zu installieren.

Wuppertal: Nach Barcelona-Anschlag - „Wuppertal wird keine Festung“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Als Reaktion auf den Anschlag in Barcelona hat NRW-Innenminister Herbert Reul die Polizeibehörden des Landes in einem Erlass angewiesen, unverzüglich Kontakt mit den Städten und Gemeinden aufzunehmen, um mögliche weitere Sicherungsmaßnahmen vor Ort abzustimmen. Das gelte insbesondere für die Innenstadtbereiche und anstehende Großveranstaltungen. Permanente bauliche Maßnahmen zur Sicherung von belebten Straßen oder Fußgängerzonen sind in Wuppertal nicht geplant, wie Ordnungsdezernent Matthias Nocke auf Anfrage der WZ erklärt.

Für Irritationen hatten zu Beginn der Woche Berichte aus Duisburg gesorgt, wonach diese Stadt ihre Fußgängerzone auf Dauer mit befüllten Wassertanks absichere. „Dieser Bericht entspricht aber nicht den Tatsachen. Es gab da wohl ein Missverständnis, weil in Duisburg eine große Laufveranstaltung auf das Hafenfest folgte und sich der Auf- und Abbau innerhalb einer Woche nicht gelohnt hätte“, erklärt Nocke.

In Wuppertal sei jedenfalls eine permanente Absperrung des Walls in Elberfeld oder des Barmer Werth kein Thema, obwohl Wachsamkeit geboten sei. „Der Oberbürgermeister ist kein Festungskommandant und wir werden die Stadt nicht in eine Festung verwandeln müssen“, sagte Matthias Nocke. Er verwies darauf, dass sich in Wuppertal alle Ordnungskräfte, wie zum Beispiel Feuerwehr, Polizei und kommunaler Ordnungsdienst, regelmäßig zu Sicherheitsfragen abstimmen würden. „Dabei werden wir von Prof. Frank Fiedrich vom Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit an der Bergischen Universität beraten“, sagt der Ordnungsdezernent.

Einige Möglichkeiten, Fußgänger im öffentlichen Raum vor mit Lastwagen oder Lieferwagen bewaffneten Terroristen zu schützen, haben die Wuppertaler im Anschluss an die Anschläge in Nizza und auf den Berliner Weihnachtsmarkt schon kennengelernt. So wurden Zufahrtsstraßen zur Zugstrecke beim Rosenmontagszug mit Müllwagen der AWG blockiert. Beim großen Schwebebahnlauf stellte das Technische Hilfswerk die Einmündungen zur B 7 in Unterbarmen zu, und bei der Eröffnung der B 7 wurde die Zufahrt über die Kreuzung Brausenwerth mit riesigen Müllcontainern abgesichert.

„Das sind effektive Maßnahmen, die preiswerter als die Anschaffung von speziellen Wassertanks sein dürften. Man darf aber nicht vergessen, dass erhebliche Personalkosten anfallen, um mit unseren Mitteln einen Straßenabschnitt bei einer Großveranstaltung zu sichern“, so Matthias Nocke.

Stefan Weiand von der Wuppertaler Polizei verweist darauf, dass im Vorfeld von Großveranstaltungen nach gemeinsamen Erörterungen Absprachen getroffen würden. Ob permanente Straßenblockaden und Sperren angemessene Vorsichtsmaßnahmen seien, liege in der Entscheidung des kommunalen Ordnungsdienstes. Seine private Meinung sei, dass er sich wünscht, in einem freien Land zu leben und dass dies so bleibe. NRW-Innenminister Herbert Reul hatte sich auf eine entsprechende Frage gegenüber dem WDR ähnlich zurückhaltend ausgedrückt: „Man wird durchaus mehr Sicherheitseinrichtungen haben müssen, als in der Vergangenheit. Es müssen aber nicht immer große Poller, es können auch Blumenkübel sein.“

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