Nach Anschlag: Auch Kopten in Wuppertal leben mit der Angst

Auf Christen in Ägypten wurde ein Anschlag verübt. Die Bedrohung hat jetzt die Gemeinden in Deutschland erreicht.

Wuppertal. Der Jahreswechsel ist für viele ein Neubeginn. Mit ihm sind Wünsche und Hoffnungen verbunden. Für die christlichen Kopten weltweit wurde das Neujahrfest jedoch zu einer blutigen Tragödie. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich im ägyptischen Alexandria vor einer Kirche in die Luft und riss mindestens 20 weitere Menschen mit in den Tod — größtenteils Kopten.

„Die ganze Kirche ist erschüttert“, sagt Abuna Tawadros (49). Der Geistliche betreut die rund 100 koptischen Familien, die in Wuppertal leben. Die meisten stammen aus Eritrea. Sechs Familien haben ihre Wurzeln in Ägypten, dem Ursprungsland des koptischen Christentums.

Vorbehalte und Ablehnung gegen seine Religion, so erzählt Priester Tawadros, haben schon seine Kindheit im südlichen Ägypten bestimmt. „Ich bin damit vertraut“, sagt er nüchtern. Doch das, was jetzt passiert ist, macht Angst. „Das ist eine neue und sehr viel schwerere Art der Anfeindung.“ Anschläge gegen die christliche Minderheit gab es in dem muslimischen Land in den vergangenen Jahren immer wieder.

Die Täter, sagt Tawadros, hätten kaum juristische Konsequenzen zu fürchten. „Als Christen werden wir im Orient als Spione des Westens angesehen.“

Neu hingegen ist, dass die Bedrohung auch nach Deutschland zu schwappen scheint. Das Bundeskriminalamt hat die Landespolizeien über allgemeine Anschlagsdrohungen gegen Kopten im Internet informiert. Der Leiter des Wuppertaler Staatsschutzes, Jörg Unkrieg, sieht in der Stadt derzeit allerdings „keine konkrete Gefährdungslage“. Dennoch beobachte man die Situation aufmerksam.

Viele Kopten in der Region sind dennoch verunsichert, bleiben aus Furcht dem Gottesdienst an ihrem Weihnachtsfest, das in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar stattfindet, fern. In den meisten Gemeinden wird deshalb auch auf Teile der üblichen Feier, wie das gemeinsame Essen, verzichtet. Abuna Tawadros hat Verständnis für die Sorge seiner Gemeindemitglieder. Auch er kennt die Risiken und geht dennoch in die Kirche. Als Priester habe er dieses Schicksal für sich gewählt. Für ihn sei es besser, in der Kirche zu sein, wenn etwas passiere. „Da bin ich näher bei Gott.“

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