Mutmaßlicher Schleuser sitzt weiter in U-Haft

Staatsanwaltschaft ermittelt „mit Hochdruck“.

Wuppertal. Es war ein spektakulärer Einsatz: 200 Beamte der Bundespolizei stürmten Anfang Juli bundesweit mehr als 40 Objekte auf der Jagd nach Mitgliedern einer international tätigen Schleuserbande. Der mutmaßliche Drahtzieher, ein 48-jähriger Deutscher mit libanesischen Wurzeln, wurde frühmorgens in seiner Wohnung in Vohwinkel festgenommen. „Er sitzt immer noch in der JVA Simonshöfchen in Untersuchungshaft“, erklärt Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft. Wegen gewerbsmäßiger Schleuserei drohe dem Mann eine Strafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren. Ein mutmaßlicher Komplize sitzt in Düsseldorf in U-Haft. Ermittelt werde, so Baumert, gegen insgesamt 30 mögliche Mitglieder der Bande.

Die Ermittlungen seien sehr umfangreich, derzeit werde vor allem das bei der Razzia sichergestellte Material wie Computer und Handys untersucht. Wann es zu einer Anklage kommen könnte, stehe noch nicht fest. „Einen Zeitrahmen kann ich nicht nennen. Aber es wird mit Hochdruck gearbeitet.“

Der Vorwurf gegen die Männer: Der Deutsch-Libanese soll mit seinen Helfern seit Sommer 2015 illegal 250 Menschen über die Balkanroute nach Deutschland geschleust haben und mit gefälschten Pässen ausgestattet haben. Der Weg führte über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Mazedonien zunächst nach Ungarn. In Budapest seien die Flüchtlinge dann regelrecht umgeladen und meist in Wohnmobilen und Kleintransportern über Österreich nach Deutschland gebracht worden, so die Ermittler damals. Bis zu 1500 Euro pro Flüchtling sollen die Schleuser verlangt und auch eingetrieben haben. Hinter der deutschen Grenze sollen die Menschen dann ausgeladen und sich selbst überlassen worden sein.

Schwerpunkt der Razzia war das Bergische Land, allein 23 Durchsuchungen fanden in Wuppertal — verteilt über das ganze Stadtgebiet — statt. „Wir haben die Schleuserstruktur zerschlagen“, so das Fazit der Polizei damals.

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