Mozart und die Liebe zur Flöte

„Quartetto con flauto“ beim vierten Kammerkonzert der Sinfoniker.

Mozart und die Liebe zur Flöte
Foto: Stefan Fries

Konnte Wolfgang Amadeus Mozart die Flöte nicht leiden? Eine Frage, die bis heute nicht geklärt ist und ihren Ursprung in einer launischen Äußerung in einem Brief an seinen Vater hat. Gleichwohl komponierte das Musikgenie diverse Flötenstücke und „wagte“ das vierte Kammerkonzert des Sinfonieorchesters Wuppertal am Montag einen „Abend rund um die Flöte“, zu dem Musikhochschuldirektor Lutz-Werner Hesse zahlreiche Besucher im Mendelssohn-Saal der Stadthalle begrüßte. Nicht ohne auf die Bedeutung des Instruments für die Musik des 18. Jahrhunderts und für den Instrumenteneinstieg vieler Schülergenerationen hinzuweisen. Den hörbaren Beweis trat sodann das „Quartetto con Flauto“ an.

Das Quartett besteht aus vier erfahrenen Mitgliedern des Sinfonieorchesters Wuppertal: Soloflötistin Uta Linke, Violinistin und stellvertretende Konzertmeisterin Anna Heygster, Jens Brockmann (Viola) und Hyeonwoo Park (Violoncello). In ihr Programm nahmen sie neben Mozart (1756-1791) auch den Spätromantiker Ernst von Dohnanyi (1877-1960) und den Neoklassizisten und Impressionisten Albert Roussel (1869-1937) auf.

1777 lernte der 21-jährige Mozart in Mannheim den Bonner Medizingelehrten Ferdinand de Jean kennen, der ihn beauftragte, „drei kleine, leichte und kurze Concertln und ein Paar quattro auf die flötte“ zu komponieren. Dass statt der dafür gebotenen 200 Gulden am Ende 96 gezahlt wurden, lag daran, dass Mozart nicht einmal die Hälfte lieferte. Sein Quartette C-Dur KV 285b und D-Dur 285 aber sind fantasievolle und kunstfertige, von der damals bekannten Mannheimer Schule inspirierte Stücke.

Das Quartett fremdelte am Montag zunächst leicht, spielte akademisch, jeder für sich. Als wollte es Mozarts Aussage bestätigen. Ganz anders beim „zweiten Anlauf“ am Ende des Konzerts: Mit Spielwitz und Emotion agierte das Quartett als geschlossener Klangkörper und lüftete „den Nebel über Mozart“.

Dazwischen lagen Dohnanyis Serenade C-Dur für Violine, Viola und Violoncello op. 10 (1903), ein formal und musikalisch originelles Werk, leichtfüßig und durchdacht strukturiert. Die Musiker fühlten sich sichtlich wohl, spielten mit Druck, großartig, explodierten förmlich — nicht nur beim Allegro. Mit Begeisterung setzten sie auch Roussels rhythmisches und kraftvolles Trio für Flöte, Viola und Violoncello op. 40 (1929), erstklassig in Szene, ohne populistisch zu spielen. Der kammermusikalische Dialog der Instrumente war ein Ohren- und Augenschmaus. Ein großartiger Abend mit Zugabe, Begeisterungsrufen und lang anhaltendem Applaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort