Gymnasien Mottowoche auf drei Tage verkürzt

Gymnasien haben gemeinsam beschlossen, das Feiern an der Schule weiter zu begrenzen. Sie folgen dem Rat der Bezirksregierung.

Abiturprüfung bestanden — jetzt wird gefeiert. In Wuppertal sind die Mottotage jetzt allerdings beschränkt.

Abiturprüfung bestanden — jetzt wird gefeiert. In Wuppertal sind die Mottotage jetzt allerdings beschränkt.

Foto: dpa

Wuppertal. Abigag — das war einmal. Ein Tag, an dem die zukünftigen Abiturienten sich noch vor ihren Prüfungen von der langen Zeit des Schulbankdrückens mit Musik, Scherzen und Streichen verabschiedeten. Heute heißt das mittlerweile mehrtägige Event Mottowoche, und hat in manchen Städten schon die wüstesten Formen angenommen. In Wuppertal weniger — dennoch haben die Schulleitungen der neun Gymnasien in der Stadt sich gemeinsam dazu entschieden, die Mottowoche in diesem Jahr erstmals auf drei, in Ausnahmen vier Tage zu begrenzen.

„Die Kollegen denken dabei vor allem an die Schüler der unteren Klassen, die nicht übermäßig gestört werden sollen“, sagt Hans-Werner Jahn, Schulleiter des Gymnasiums am Kothen. Das Konzept: Am Montag, 3. April, sind die Lehrer der meisten Schulen auf einer Fortbildung, die Schüler haben dem Unterrichtspensum entsprechend Hausaufgaben zu erledigen. In den kommenden Tagen können die Schüler dann je nach Vorgabe ihrer Schule in Verkleidung kommen, die Schule aufzumischen ist aber untersagt. Der Unterricht findet normal statt. Erst am Freitag, wenn sie ihre Zulassungen zu den Prüfungen erhalten, veranstalten die Abiturienten an den meisten Gymnasien morgens für die Dauer von etwa zwei Schulstunden Spiele mit den jüngeren Schülern und dergleichen. Das Programm muss vorher mit der Schulleitung abgesprochen werden. Dann beginnen die Osterferien und damit die unterrichtsfreie Prüfungszeit.

Das Element der Überraschung, das dem Abigag ursprünglich innewohnte, ist damit natürlich Vergangenheit. „Es gab in der Vergangenheit schon Jahrgänge, die Ärger gemacht haben“, sagt Christiane Genschel, die Schulleiterin des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau. „Da wurden Passanten belästigt und andere Schulen angefahren, um dort Unruhe zu stiften.“ Das habe zwar alles noch lange nicht Ausmaße wie in Köln angenommen, wo Ausschreitungen während der Motto-Woche bundesweit für Schlagzeilen sorgten, trotzdem halte man sich an die Empfehlungen der Bezirksregierung.

Die hatte auf die Ereignisse reagiert und in Dienstbesprechungen mit den Schulleitungen Empfehlungen ausgesprochen, die ziemlich genau dem entsprechen, was die Wuppertaler Gymnasien ihren Schülern jetzt vorgeben. „Das Ende der Schulzeit zu feiern, soll ja jedem ermöglicht werden“, so ein Sprecher des Schulministeriums, das die Erarbeitung eines Konzepts bei den Bezirksregierungen angeregt hatte. „Aber Sach- und Personenschäden gehören einfach nicht dazu.“

„Sicher hat sich der Abigag über die Jahre verändert und ist jetzt mit mehr Absprachen verbunden“, sagt Schulleiter Hans-Werner Jahn. „Aber wir können hier einfach kein Chaos erlauben.“ Die Busse würden am Kothen immer zu ganz bestimmten Zeiten fahren. Plötzlichen Unterrichtsausfall könne deshalb niemand verantworten.

Auch die Landesvorsitzende des Elternvereines Regine Schwarzhoff bemerkt eine Veränderung im Umgang mit dem Abigag. „Früher waren die Aktionen witzig und respektvoll, dann sind sie an manchen Stellen ausgeartet. Die Schüler, die jetzt unter verschärften Bedingungen das Ende der Schulzeit feiern, können sich bei ihren Vorgängern bedanken.“ Dadurch hätte die Freiheit mehr Einschränkung bekommen. Die Notwendigkeit, zunehmendem Vandalismus bei einer spaßig gedachten Sache einen Riegel vorzuschieben, sieht sie gegeben. Zu feiern, bevor die Prüfungen bestanden sind, ist für sie grundsätzlich nicht nachvollziehbar.

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