Mordfall Springmann: Sekretärin schildert komplizierte Familienbeziehungen

Im Prozess um die Springmann-Morde sagte die langjährige Sekretärin von Enno Springmann aus.

Mordfall Springmann: Sekretärin schildert komplizierte Familienbeziehungen
Foto: Andreas Fischer

Im Prozess um die Springmann-Morde hörte das Gericht am Freitag die langjährige Sekretärin und Vertraute von Enno Springmann. Die 72-Jährige berichtete von den Zerwürfnissen in der Familie, dem Verhältnis Enno Springmanns zu seinem Enkel und auch von Enno Springmanns komplexen Frauenbeziehungen.

Seit 1974 arbeitete die Zeugin bei Enno Springmann, zunächst als Sekretärin in der Firma, später erledigte sie seine privaten Büroangelegenheiten. Aus der langjährigen Zusammenarbeit „hat sich auch eine enge Freundschaft entwickelt“, erklärte sie. Auf Nachhaken des Richters sagte sie, dass es auch eine intime Beziehung gewesen sei, „seit 20 Jahren“. Er habe ja auch jemanden gebraucht, mit dem er reden kann — denn mit seiner Frau habe er sich immer weniger verstanden. „Sie haben wohl immer mehr nebeneinander her gelebt.“ Christa Springmann habe von ihrem Verhältnis gewusst. Ob es deswegen Streit gegeben habe, wisse sie nicht.

Dass es darüber hinaus eine weitere Beziehung in Enno Springmanns Leben gab, habe sie selbst erst wenige Wochen vor seinem Tod erfahren. Da waren sie der anderen Dame im Restaurant Zur Alten Bergbahn begegnet. 50 Jahre habe diese Beziehung gedauert, sagte der Vorsitzende Richter. Ob sie nach dieser Entdeckung Streit gehabt hätten? „Ich bin schon eine Frau, die das nicht hinnimmt“, erklärte die 72-Jährige. Sie hätten danach zwar wie zuvor weitergearbeitet, aber das Problem habe im Raum gestanden. „Er hat gesagt, ich soll meinen Stolz überwinden.“ Noch an seinem Todestag hatte Enno Springmann ihr auf die Mailbox gesprochen und über die Ungewissheit in Bezug auf ihre Beziehung geklagt.

Er habe ihr gegenüber auch gesagt, dass er genug Probleme habe. Damit könnte er auch das Verhältnis zu seinem Enkel gemeint haben. Nach ihren Schilderungen war Enno Springmann seit längerer Zeit nicht zufrieden. Das bezog sich einerseits auf die Zuverlässigkeit des Enkels in geschäftlichen Dingen, andererseits auch auf die persönliche Beziehung. Das Gericht verlas schriftlich niedergelegte Gedanken, mit denen Enno Springmann den Enkel konfrontieren wollte. Darin klagt er, dass der Enkel wenig Zeit für ihn habe, Zusagen für gemeinsame Unternehmungen kurzfristig absage.

Sie erzählte auch, dass es in Ronsdorf bereits Gerüchte gab, dass der Enkel nicht mehr studiert, eine eigene Firma hatte und das von den Großeltern geschenkte Geld weg sei. Ihrer Meinung wäre Enno Springmann „hochgegangen“, hätte er von diesen drei Sachverhalten gewusst.

Zuletzt habe sich Enno Springmann darüber geärgert, dass sein Enkel die notwendigen Angaben über eine Geldschenkung nicht machte, die er selbst für die Steuererklärung brauchte. Nach mehreren mündlichen Mahnungen hatte er eine Mail geschrieben, die das Gericht ebenfalls verlas: „Ich gehe davon aus, dass diese Dinge am Sonntag endgültig erledigt sind“, schrieb er wenige Tage vor seinem Tod.

Die Zeugin berichtet auch von dem Verhältnis zum Sohn: „Er hat 22 Jahre nicht mit ihm geredet.“ Das sei entstanden, nachdem der Sohn in die Familienfirma einstieg und sich nicht an die Absprache hielt, die Eltern weiter in Entscheidungen einzubeziehen.

Rüdiger Deckers, Verteidiger des Enkels, wies nach Vernehmung der Zeugin darauf hin, dass Enno Springmann in seinem Privatleben entgegen bisherigen Charakterisierungen keineswegs Rückgrat bewiesen habe: „Rückgrat wäre gewesen, wenn er sich für eine Frau entschieden hätte.“ Das sei doch nicht vergleichbar mit dem, was dem Enkel vorgeworfen werde. Daher sei die Frage, wie übel Enno Springmann den Studienabbruch des Enkels wirklich genommen hätte.

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