Tötung von Luigi M.: Mitgeplant, mitgetötet, mitvertuscht

Mit jahrelangen Haftstrafen für den leiblichen Sohn (20) und den Stiefsohn (35) ging gestern der Prozess um den Tod des 52 Jahre alten Luigi M. zu Ende

Wuppertal. Was in den beiden Männern auf der Anklagebank vorging, ließ sich gestern nur erahnen. Wegen Mordes an ihrem Vater, dem 52 Jahre alten Luigi M (52, Name geändert), waren sie angeklagt. Gestern wurden sie verurteilt: "nur" wegen Totschlags. Achteinhalb Jahre Haft lautet das Strafmaß für den leiblichen Sohn (20), 13 Jahre und sechs Monate für den Stiefsohn des Opfers.

Bis zuletzt schwiegen die beiden Männer eisern, ließen sich nichts anmerken. Im Gegenteil: bei der Verabschiedung voneinander - die beiden sitzen in unterschiedlichen Gefängnissen - gab es die obligatorischen Gesten: Faust auf Faust und ein brüderliches Lächeln. Drastischer konnte der Gegensatz nicht sein.

Denn zuvor hatte das Gericht detailliert das brutale Tatgeschehen geschildert und bewertet. Demnach haben die beiden Stiefbrüder ihren Vater am Nachmittag des 21. April 2007 "buchstäblich totgeschlagen". Dem Opfer wurden die Nase, das Jochbein, der linke Oberkiefer und mehrere Rippen gebrochen. Dazu kamen Verletzungen der Nieren, des Darms und der Hoden. Am Ende kollabierten beide Lungenflügel. Luigi M. starb.

Für das Gericht steht außer Zweifel, dass die Tat minutiös geplant war. So habe der leibliche Sohn einen Elektroschocker besorgt. Wohlweislich habe er für den Kauf des Gerätes einen Bekannten vorgeschickt. Laut Urteil kam der Elektroschocker - mit 600 000 Volt das stärkste Gerät, das es auf dem Markt gibt - definitiv zum Einsatz, um den 90-Kilo-Mann Luigi M. außer Gefecht zu setzen.

Für die Staatsanwaltschaft steht fest, dass die Angeklagten ihren Vater mit dem Gerät hinterrücks kampfunfähig machten. Doch ein Rechtsmediziner hatte eine Wunde an der Hand des Opfers als mögliche Folge eines Abwehrversuchs gewertet. Das könnte bedeuten, dass Luigi M. an jenem Nachmittag nicht arg- und wehrlos war, sondern doch noch versucht hat, sich zu wehren. Nur deshalb geht das Gericht von Totschlag, nicht von Mord aus. Richter Ralph von Bargen gestern: "Sie sind beide knapp an einer lebenslangen Haftstrafe vorbeigekommen."

Keine Zweifel ließ das Gericht an der "arbeitsteiligen" Ausführung der Tat aufkommen. Von Bargen: "Beide haben mitgeplant, mitgetötet, mitvertuscht." Der Jüngere habe den Elektro-Schocker besorgt, der Ältere habe schon Monate vor der Tat im Bekanntenkreis der Familie von angeblichen Schulden seines Stiefvaters erzählt. Bekanntlich legten die Brüder nach der Tat gezielt falsche Fährten ins Rotlichtmilieu der Hessen-Metropole Frankfurt

Das Gericht zählte unter anderem die vielen falschen Telefonate auf, mit denen die Stiefbrüder der Kripo weismachen wollten, Luigi M. sei alten Balkan-Seilschaften zum Opfer gefallen. Wo sie konnten, verwischten die Angeklagten Spuren. Das Wohnzimmer des Stiefsohnes in dem Luigi M. starb, bekam nach der Tat einen neuen Laminatboden. Die Möbel wurden ersetzt.

Auch die Mutter habe nach der Tat beim Verwischen der Spuren geholfen. Und so wurde auch die Frage nach dem Motiv beantwortet. Tiefer Hass der Söhne auf den Vater, der die Mutter über Jahre nicht nur kontrolliert, sondern misshandelt haben soll, stellte das Gericht gestern fest.Die Verteidigung hatte Freispruch gefordert und kündigte Revision gegen das Urteil an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort