Tötungsfall Luigi M.: Leiblicher Sohn berichtet von täglichen Schlägen

Nach Einschätzung der Jugendgerichtshilfe muss der 20-Jährige nach Jugendstrafrecht beurteilt werden.

Wuppertal. Im Prozess zur Tötung von Luigi M. (52, Name geändert)hat am Mittwoch die Jugendgerichtshilfe gefordert den leibliche Sohn des Opfers nach Jugendstrafrecht zu beurteilen. Auch eine als Gutachterin geladene Psychologin hält den 20-Jährigen zwar für voll schuldfähig. Er sei aber nicht nach Erwachsenenstrafrecht zu beurteilen. Anders die Einschätzung eines Psychiaters. Er sieht in dem 20-Jährigen bereits einen erwachsenen Mann. Welcher Ansicht das Gericht folgt, ist noch offen.

"Man soll über Tote nichts Schlechtes sagen,
aber er war ein Diktator."

Fakt ist: Der 20-Jährige und sein Stiefbruder (32) sind angeklagt, den Vater am 21. April 2007 in dessen Wohnung an der Elberfelder Straße ermordet zu haben. Laut Anklage war es eine geplante und heimtückische Tat. Nach Jugendstrafrecht kann Mord mit einer Höchststrafe von maximal zehn Jahren bestraft werden. Bei Erwachsenenstrafrecht droht lebenslange Haft.
Die beiden Angeklagten und auch die Ehefrau des Opfers haben bislang zu den möglichen Hintergründen der Tat geschwiegen. Im Gespräch zwischen dem leiblichen Sohn und einer Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe soll sich der 20-Jährige jedoch zum Familienleben geäußert haben. Demnach habe ihn der Vater nahezu täglich geschlagen.

Außerdem habe der junge Mann auch Schläge und Vergewaltigungen der Mutter durch den Vater mit anhören müssen. Der 20-Jährige soll gesagt haben, dass er früh gelernt habe zu schauspielern - und dass der Vater nie zufrieden mit ihm gewesen sei. Das Familienoberhaupt soll unter anderem kontrolliert haben, ob der Sohn pünktlich nach Hause kam. Dafür habe er unter anderem einen Licht-Bewegungsmelder installiert, der ihn weckte, wenn der Sohn nachts die Wohnung betrat. Fazit der Jugendgerichtshilfe: Der 20-Jährige zeige deutlich jugendliche Charakterzüge und sei durch mangelnde Liebe und starke Kontrolle regelrecht zur Unselbstständigkeit erzogen worden.

Als mögliches Tatmotiv der Tötung des Luigi M. steht bekanntlich im Raum, dass das Opfer ein Haustyrann war. Zeugen im Prozess haben ausgesagt, dass der Mann in der Öffentlichkeit zwar stets eine Heile-Welt-Fassade wahrte. Seine Ehefrau soll dagegen das Zusammenleben mit ihm als Martyrium beschrieben haben. Nach Zeugenaussagen kam eine Trennung für die Frau jedoch nicht in Betracht.

"Ich bin von meinem 100 Mal
vergewaltigt worden."

Unter anderem soll der Ehemann sie mit dem Tode bedroht haben, sollte sie ihn verlassen. Die Frau habe allerdings gemerkt, dass ihr jüngster Sohn die Probleme in der Ehe miterlebte, habe jedoch immer im Bezug auf ihren Mann gesagt: "Der beruhigt sich schon wieder, das wird alles wieder gut."
Der frühere Arbeitgeber des leiblichen Sohnes schilderte am Mittwoch den 20-Jährigen als sehr fleißig und lobte dessen Arbeitseinsatz. Er hatte aber auch das Gefühl, dass noch viel Kindliches in dem jungen Mann steckte. Dem 20-Jährigen habe er schließlich gekündigt, weil die schweren Vorwürfe gegen ihn für Unruhe innerhalb der Belegschaft geführt habe.

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