Modellversuch: Neuer Ausweg aus der Drogensucht?

Die Stadt will Drogenabhängigen synthetisches Heroin geben.

Wuppertal. Krankheit hat viele Gesichter, nicht jedes wird von Mitmenschen nachsichtig behandelt. So dürfen Suchtkranke nur selten mit Verständnis rechnen. Mehr noch: Die Erkrankten werden Kategorien zugeordnet, wobei Alkoholiker eher Akzeptanz finden als Heroinabhängige.

Ergebnis dieses Ausgrenzungsdenkens ist es, dass Konsumenten harter Drogen nur schwer einen Ort der Ruhe finden, dass ihr letztes Rückzugsgebiet, die "Platte", öffentlicher Raum ist, wo aus der Begegnung zwischen Kranken und Gesunden lediglich harte Konfrontation wird.

Mit "Gleis 1" und seit Oktober 2007 zusätzlich mit dem "Café Döpps" hat der Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe (FFS) zwei wertvolle Einrichtungen in Elberfeld geschaffen, die von den Betroffenen fast durchweg positiv beurteilt werden.

Weitere Impulse erhofft sich der FFS nun von den Ergebnissen eines bundesdeutschen Modellprojekts, bei dem Schwerstabhängige mit synthetischem Heroin (Diamorphin) behandelt wurden.

Das vierjährige Projekt hat gezeigt, dass sich der körperliche Zustand der Patienten verbesserte, zwei Drittel der Teilnehmer auf Beigebrauch verzichten konnten, eine Stabilisierung der sozialen Situation eingetreten ist und auch die Konsumintensität drastisch abnahm.

Diverse Verfahrensschritte sind nun, nach der gesetzlichen Billigung der Substitutionsbehandlung durch den Bundestag, erforderlich, bis eine solche Behandlung in NRW auch tatsächlich erfolgen kann.

Peter Kamps vom FFS rechnet frühestens 2010 mit einem positiven Abschluss des Verfahrens. Schon jetzt aber signalisiert Sozialdezernent Stefan Kühn, dass sich die Stadt Wuppertal als Anbieter einer solchen Behandlung bewerben und "Schritt für Schritt eine auf die Bedürfnisse abgestimmte Lösung" schaffen will.

Hintergrund dafür ist, dass die Stadt über ein besonders solides Suchthilfesystem verfügt, zu dem auch eine gute psychosoziale und fachärztliche Betreuung zählen.

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