Modellbahnen: Die Endstation ist noch weit weg

Trotz der Märklin-Pleite ziehen die Mini-Züge viele Fans zur Börse in die Uni-Halle. Und die Szene ist voller Hoffnung.

Wuppertal. Schnaufend müht sich die Dampflok den Hang hinauf - vorbei am Löwen-Gehege, einem Wäldchen und den idyllischen Fachwerkhäusern. Der Fahrer des Schienenbusses wartet schon auf die Passagiere an der Endhaltestelle auf Küllenhahn. Die Streckenführung der Sambatrasse wollen Peter Reuffurth (42) und sein Sohn Max (8) im heimischen Keller in Uellendahl in den kommenden Monaten nachbauen - im Modellbahn-Maßstab 1:87.

Dafür haben die zwei Hobby-Eisenbahner auf "Jomo’s Modelleisenbahnmarkt" in der Uni-Halle Nachschub gekauft: einen moosgrünen Anhänger. "Mein Vater hat eine Riesen-Modelleisenbahn", sagt Max. Dass das Vater-Sohn-Hobby viel Zeit im Familienleben frisst, nimmt Mutter Claudia hingegen gelassen. Mehrere Stunden in der Woche setzten die zwei die Schaffnermütze auf, verstellen Signale und grübeln über die Position des Schrankenwärterhäuschens.

In diesen Tagen ist es den Modelleisenbahnern hingegen schwer ums Herz. Denn die edle Spielzeugschmiede Märklin aus dem schwäbischen Göppingen meldete Insolvenz an. Da erinnert sich auch Reuffurth ein wenig wehmütig - lag doch damals, er war drei Jahre alt, eine kleine Märklin-Diesellok als Grundstock seiner ersten Modell-Eisenbahn unterm Weihnachtsbaum. Dennoch schöpft er Hoffnung: "Ein Investor wird die Marke Märklin retten."

Dieses Vertrauen in die Mutter aller Modelleisenbahnen hat auch Michael Dax (40), der ein Geschäft für die Mini-Züge in Heckinghausen betreibt. Von Panikkäufen habe er bis jetzt nichts gespürt. "Allerhöchstens wird der eine oder andere Kauf ein wenig vorgezogen", sagt er. Er beruhigt die Anhänger: "Momentan produziert Märklin ja noch und das Sortiment auf dem Markt ist unerschöpflich." Er mache sich daher keine Sorgen.

Der Wuppertaler Modelleisenbahn-Szene mangelt es dagegen an etwas anderem: am Nachwuchs. Das bestätigt Veranstalter Karl-Heinz Kastel. Auch an diesem Nachmittag in der Uni-Halle ist der Modell-Eisenbahner im Schnitt 40-Plus, Tendenz steigend. Doch es gibt Ausnahmen. Dax’ Tochter Celina (9) wollte als Einjährige anstelle einer Gute-Nacht-Geschichte lieber den Finger auf den Regler des Transformators legen. Auch Dietmar Rohr (53) kam erst über Enkel Alexander (3) zur Modellbahn, weil der im Kinderfernsehen gerne die Sendung "Thomas, die Lokomotive" schaute. Eifrig spielen sie nun mit dem Märklin-Einsteigermodell. Alexander und Max sind sich einig: "Lokführer ist ein Traumberuf." Es gibt also doch noch Hoffnung - für Märklin und für Wuppertals Eisenbahner-Nachwuchs.

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