Mit kleinen Schritten zur fahrradfreundlichen Stadt

Aktivisten arbeiten am Wandel mit vielen Ideen wie beim Cycleheck. Doch es gibt noch zahlreiche Hindernisse.

Mit kleinen Schritten zur fahrradfreundlichen Stadt
Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Nur wenige Wuppertaler fahren regelmäßig mit dem Fahrrad. Ausreden, das Rad stehen zu lassen, gibt es viele: das Wetter zu schlecht, die Straßen zu steil, zu wenige Fahrradwege. Um die Wuppertaler Bürger dennoch aufs Fahrrad zu bringen, haben sowohl Fahrradinteressierte, als auch die Stadtverwaltung einiges geplant. Etliche Initiativen und Vereine, wie der ADFC und die IG Fahrradstadt, arbeiten daran, Wuppertal für Fahrradfahrer attraktiver zu machen, zuletzt beim Aktionswochenende Cyclehack.

Dort wurde unter anderem das Projekt Talparken.de ins Leben gerufen. Mithilfe des Smartphones können Radler auf der Webseite unmittelbar schauen, ob und welche Fahrradabstellanlagen sich in der Nähe befinden. Denn mangelnde Fahrradständer sind einer der Gründe, warum Menschen sich nicht aufs Rad setzen. Inbegriffen sind auch Angaben zu Überdachung und der Art der Fahrradständers. Die Offenheit des Systems ist dabei zentral. Jeder kann neue Daten über Ort und Art der Abstellmöglichkeiten hinzufügen.

Eine weitere Idee: ein System zur Schulwegplanung. „Die Schüler sollen sich selbst Schulwege organisieren können“, sagt Christoph Grothe, einer der Organisatoren. Ziel sei es auch, die Schüler zusammenzubringen. So könnten beispielsweise die Oberstufler für die Unterstufe den Schulweg mit dem Fahrrad organisieren. Gerade für die an der Nordbahntrasse gelegenen Schulen sei dies interessant. „Die Idee ist offen angelegt. Wir stellen unser Wissen und die Werkzeuge zur Verfügung und geben einen Anstoß, wie es zu organisieren ist.“

Aber auch auf der technischen Seite gibt es Ideen. So wird daran gearbeitet, Kisten für Lastenfahrräder zu entwickeln, die möglichst vielseitig nutzbar sein sollen. Neben dem Transport von Waren können sie auch als Klang- und Resonanzkörper für Musik verwendet werden.

Die Stadt hat unterdessen Großes vor: Mit dem Strategiepapier Wuppertal 2025 wurde unter anderem die „fahrradfreundliche Stadt Wuppertal“ zum Schlüsselprojekt für die Zukunft erklärt. Dies sieht ein Konzept für ein flächendeckendes Radwegenetz, sowie den Ausbau von Versorgungs- und Abstellmöglichkeiten vor. Allerdings sind die Mittel dafür begrenzt. Im Rahmen des Haushalts 2016/2017 stünden zwar 20 000 Euro für die Erweiterung der Fahrradinfrastruktur zur Verfügung. Damit seien aber nur „Optimierungsmaßnahmen mit nur geringem baulichen Umfang, wie zum Beispiel Markierung von Schutzstreifen, Bordsteinabsenkungen und Radabstellanlagen“ möglich. Im Herbst soll der Auftrag für die Entwicklung des neuen Radverkehrskonzeptes vergeben werden. Dafür stehen 50 000 Euro zu Verfügung. Ob die Ergebnisse den Anforderungen der Radfahrer gerecht werden, bleibt abzuwarten.

Fahrradaktivisten wie Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt versuchen derweil durch Eigeninitiative die Situation zu verbessern. „Die Infrastruktur ist das Hauptproblem“, meint Christoph Grothe — noch gebe es sie praktisch nicht. Es mangelt an Fahrradwegen und Abstellmöglichkeiten. Auch das hohe Aufgebot an Autos schaffe Schwierigkeiten. Grothe würde die Situation zwar nicht als gefährlich einstufen, aber als unangenehm. „Viele Leute trauen sich nicht, auf der Straße zu fahren“, hält er fest. Doch die fehlende Infrastruktur stelle auch eine Chance dar. Er versucht, es positiv zu sehen: „Man muss nicht auf bestehenden Strukturen Rücksicht nehmen. Für die Zukunft lässt sich da viel entwickeln.“

„Wir werben dafür, sich mehrheitlich mit dem Rad durch die Stadt zu bewegen“, bekräftigt Grothe. Wie es um die Zukunft von Wuppertal als Fahrradstadt steht, hänge also nicht zuletzt von den Bürgern ab. Die Stadt kann zwar die nötigen Strukturen schaffen, doch müssen sich die Menschen auch selbst auf das Rad schwingen.

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