Mit dem Smartphone isst man beim Bäcker schneller

„App and Eat“ heißt ein neues Angebot, mit dem sich auf dem Handy Brötchen belegen und bezahlen lassen. Wuppertal ist nach Düsseldorf erst die zweite Stadt in Deutschland, in der es die Möglichkeit gibt.

Mit dem Smartphone isst man beim Bäcker schneller
Foto: Anna Schwartz

Die fortschreitende Digitalisierung macht in Wuppertal ab sofort auch vorm Brötchenkauf nicht halt. So kann man seit dieser Woche in drei Filialen der Bäckerei Borggräfe online vorbestellen und seine Produkte individuell zusammenstellen. „App & Eat“ heißt die neue kostenlose Handy-Applikation und ermöglicht durch das Onlinebezahlsystem Paypal einen mobilen Sofortkauf, der auch kreativste Brötchen-Zusammenstellungen machbar werden lässt.

„Der Kunde geht dann einfach in die Bäckerei und kann sich seine Bestellung über eine Fast-Lane sofort ohne zu warten mitnehmen“, erklärt Borggräfe-Geschäftsführer Patric Sondermann, der die pfiffige Geschäftsidee eines Düsseldorfer Start-Up-Unternehmens aufgegriffen hat und sie in den nächsten Monaten an allen 15 Bäckerei-Standorten der Region umsetzen will. Die Schwebebahnstadt ist mit seinen drei Angebotseinführungen in den Akzenta-Märkten in Barmen, Steinbeck und Vohwinkel somit nach Düsseldorf bundesweit die zweite Stadt, in der das „Brötchen der Zukunft“ angeboten wird. Außer mit dem Wegfall von Wartezeiten, was vor allem Schüler und Berufstätige der direkten Filialumgebung ansprechen soll, punktet die praktische Geschäftsneuheit mit Selbstbestimmung, Produktsicherheit und dem Vorteil, sämtliche Waren auf dem Bildschirm angezeigt zu bekommen.

„Wir sind dem Trend der Individualisierung gefolgt. Schließlich kann man sich jetzt auch problemlos ein Brötchen ohne Butter, eines mit Senf oder mit doppelt so vielen Tomatenscheiben bestellen“, erklärt App-Entwickler Philip Rodowski. Zwar sei die freie Zusammenstellung auch vorher schon möglich gewesen, doch habe der zeitliche Aufwand im voll besetzten Laden sowie die Tatsache, dass Vielen die konkrete Auswahl gar nicht so bewusst sei, bislang dagegengesprochen.

Neu sind einzelne Preisvorgaben für jedes Belegungselement. Während für jede Online-Bestellung eine Servicegebühr von 29 Cent fällig ist und die „Bäckerei-App“ so auch für den Anbieter lohnend macht, hofft die Bäckerei Borggräfe auf neue Kundenstämme und Mehrbestellungen als beim gewöhnlichen Ladenkauf. „In Düsseldorf ist das ganze sehr gut angelaufen. Hier bestellt ein App-Kunde durchschnittlich 70 Prozent mehr als im Laden“, verrät Rodowski, dessen Kontakt zu Sondermann über berufliche Verbindungen zustande gekommen war. So hatte der Wuppertaler Jungunternehmer — übrigens der Neffe der Bäckerei-Begründer Dirk und Lutz Borggräfe — noch bis Ende letzten Jahres als Anwalt in der Landeshauptstadt seine Brötchen verdient und war zum Jahresbeginn ins Bäckerei-Geschäftswesen gewechselt. Die auf den ersten Blick zunehmende Unpersönlichkeit des innovativen Brötchen-Kaufs entkräftet der 31-Jährige mit dem Argument, dass Kunde und Verkäufer bei der Abholung noch immer in Kontakt treten und dank individueller Tütenbeschriftung nun „sogar mal ein Name hinter dem Kunden“ stehe. Auch in Wuppertal werden in den nächsten Wochen weitere Borggräfe-Filialen app-fit gemacht, nachdem die nötigen Personal-Schulungen, Produktanpassungen und Internetkonfigurationen abgeschlossen sind. „Grade bei den immer mehr verschwindenden Klein-Bäckereien ist es besonders wichtig, sich immer etwas Neues einfallen zu lassen“, weiß Sondermann, dessen Familienunternehmen nach der Eröffnung der landesweit ersten Drive-In-Bäckerei in Sprockhövel nun bereits zum zweiten Mal innovativer Vorreiter ist.

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