George Enescu „Saitenspiel“: Mariani-Quartett spielt mit hoher Präzision

In der Reihe „Saitenspiel“ gab es Werke von George Enescu zu hören.

George Enescu: „Saitenspiel“: Mariani-Quartett spielt mit hoher Präzision
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. „Die größte musikalische Erscheinung seit Mozart“ äußerte sich einmal der Ausnahmecellist Pablo Casals über George Enescu (1881-1955). Der rumänische Komponist, der ab 1946 aus Protest gegen das kommu-nistische Regime seine Heimat nicht mehr betrat, rückt jedoch erst allmählich in das Interesse von Musikern und Musikwissenschaftlern. Der eiserne Vorhang war nicht schuldlos daran. In seinem Heimatland Rumänien kennt ihn aber fast jeder, der Interesse an ernster Musik hat. Denn wie kaum ein anderer hat er das Musikleben dort geprägt. Erst seit 1990, als das Ceausescu-Regime gestürzt wurde, sind die Quellen über ihn für alle zugänglich.

Aus seinem recht überschaubaren kompositorischen Schaffen — für seine Tätigkeiten als Geiger, Lehrer, Dirigent, Musikwissenschaftler brauchte er auch Zeit — war nun im Rahmen der Reihe „Saiten-spiel“ sein erstes Klavierquartett zu hören. Auch dieses Stück aus dem Jahr 1909 war lange vergessen. Nach der Uraufführung im selben Jahr war nur noch zweimal in den Jahren 1921 und 1933 von ihm die Rede. Erst 1965 wurde es veröffentlicht und erst posthum in seinem Heimatland gespielt.

Die jüngere Musikergeneration scheint sich nun dem vielseitigen Schaffen Enescus zu widmen, etwa das Mariani Klavierquartett. Es hat sich intensiv mit diesem Opus 16 in D-Dur beschäftigt. Davon zeugte sein großartiges Spiel im Mendelssohn-Saal der Stadthalle. Es sprühte vor Energie und hoher Musizierlust.

Dank einer kräftigen Tongebung selbst im Piano, hoher Präzision und einer nuancierten Darstellung von Haupt- und Nebenstimmen geriet diese vielschichtige Tonsprache mit Bezügen zu Johannes Brahms, zur französischen Musik und rumänischer Spiellaune zu einem wahren Hörgenuss. Genauso spannend wurde Franz Schuberts berühmtes „Forellen-quintett“ aufgeführt. Wie seelenverwandt gesellte sich Kontrabassistin Alexandra Hengstebeck zu dem Quartett.

Wie aus einem Guss erstrahlten die fünf Sätze. Hinsichtlich differenzierter Gestaltung, großer Tongebung und musikalischer Bögen blieben keine Wünsche offen. Dementsprechend begeistert war der Schlussapplaus, wofür man sich mit der Wiederholung von Schuberts Scherzo ohne dem Trio bedankte. Diese Veranstaltung der Reihe „Saitenspiel“ war die letzte in dieser Spielzeit.

Am 15. Oktober startet die neue Saison mit dem Schumann Quartett. Auf dem Programm stehen Werke von Joseph Haydn, Samual Barber, Aribert Reimann und Robert Schumann.

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