Lehrer wehren sich gegen „schreiende Ungerechtigkeit“

Morgen machen Lehrkräfte ihrem Unmut über teils bizarre Umstände Luft.

Wuppertal. Wenn angestellte (nicht verbeamtete) Lehrer morgen auch in Wuppertal in den Warnstreik treten, dann wollen sie die Aufmerksamkeit auf Umstände lenken, die sie als „eine schreiende Ungerechtigkeit“ empfinden. Und in der Tat treiben der Bezahlungs-Dschungel und die fehlenden Eingruppierungs-Regelungen so manche Blüte in Wuppertal. Das wurde jetzt in einer Runde mit betroffenen Lehrern deutlich.

Da ist zum Beispiel die Leiterin einer Grundschule, die weniger Geld verdient als ihre Kollegen ohne Leitungsfunktion. Da ist die Lehrerin, die nicht nur an der Schule, sondern auch im Studienseminar arbeitet, dort angehende Lehrer ausbildet — und am Ende des Monats weniger Geld in der Tasche hat als die Referendare, wenn sie denn eine verbeamtete Stelle finden.

Da ist die junge Klassenlehrerin einer Gesamtschule, die in Bayern ausgebildet wurde, unter anderem Informatik unterrichtet, aber wegen ihrer Eingruppierung in die niedrigste Stufe nicht viel verdient. Und die junge Frau hat in diesem NRW-System keinerlei Aufstiegschancen. Zusatzqualifizierungen erlaubt das System in diesem Fall nicht. In Bayern hingegen würde aus diesem sogenannten Nichterfüllerfall ein Erfüllerfall — und sie könnte Beamte mit deutlich höheren Netto-Bezügen werden. Ihren Brutto-Verdienst verrät sie. Auf die Frage, wie viel das netto ist, antwortet sie: „Das wollt Ihr gar nicht wissen.“ Nicht einmal 1600 Euro sind das für die junge Frau — trotz des zweiten Staatsexamens.

An einer privaten Förderschule verdient ein junger Lehrer so wenig, dass das Einkommen aus einem Topf aufgebessert werden muss, in den besserverdienende Lehrer mit einzahlen. Ein Sinnbild dafür, dass die Solidarität unter den Lehrern insgesamt ausgeprägt ist, obwohl die Ungerechtigkeiten auch im Lehrerzimmer eine größer werdende Rolle einnehmen, so die GEW-Vorsitzende Helga Krüger.

Und es sind keineswegs nur junge Lehrer, die vorübergehend auf die Verbeamtung warten. Vielmehr gehört ein großer Teil der Betroffenen zu jenen Lehrkräften, die Ende der 80er Jahre keine Stelle fanden, dann später doch — nur waren sie dann in einem Alter, in dem es keine Chance mehr auf eine Verbeamtung gab. Einem anderen Lehrer wurde zu hoher Blutdruck attestiert — nichts wurde es mit der Verbeamtung.

Rund 500 Euro beträgt im Durchschnitt der Lohnunterschied zwischen verbeamteten und angestellten Lehrern. Bei jüngeren Menschen kann es auch schnell um etwa 800 Euro Nettolohn-Differenz gehen.

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