Laubblatt überführt den Ehemann

Eine DNA-Analyse wurde dem Täter sechs Jahre nach einem Leichenfund zum Verhängnis.

Symbolbild

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Foto: dpa

Zuweilen erinnern Gerichtsprozesse an ein aufwendiges Puzzlespiel. Je schwieriger ein Fall, desto mehr Beweise, sprich Puzzleteile, benötigt man, um das Rätsel zu lösen. So war es auch im März 2006, als ein Laubblatt einem damals 43-jährigen Wuppertaler zum Verhängnis wurde.

Alles begann im November 1998. An einer Autobahnausfahrt nahe der Stadt Venlo machte die niederländische Polizei einen grausigen Fund: Sie entdeckte die Leiche einer jungen Frau. Während die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass sie erdrosselt wurde, brachten die Fingerabdrücke der Toten ihre Identität ans Licht. Demnach war sie eine 30-jährige Asylbewerberin, die zuletzt in Elberfeld gelebt hatte.

Schnell geriet der Ehemann der Getöteten in den Fokus der Ermittler. So soll es zwischen dem Ehepaar in der Vergangenheit immer wieder zu Streitereien gekommen sein, die so heftig waren, dass die Ehefrau Zuflucht in einem Frauenhaus gesucht haben soll. Als sich die Verdachtsmomente verdichteten, wurde der Mann verhaftet. Bis Juni 1999 saß er in Untersuchungshaft, ehe das Oberlandesgericht den Haftbefehl wegen mangelnden Tatverdachts wieder aufhob.

Fall also abgeschlossen? Mitnichten. Denn sechs Jahre nach der Tat wurde der Fall wieder aufgerollt. Die neuerliche Anklage stützte sich vor allem auf neue DNA-Spuren. Zum einen soll auf dem Pullover der getöteten Frau Blut des Ehemanns gefunden worden sein und zum anderen kam das eingangs erwähnte Laubblatt ins Spiel. So fand die Polizei kurz nach der Tat im Kofferraum seines Wagens, in dem die Leiche der 30-Jährigen transportiert wurde, diverse Laubblätter, die später eingelagert wurden. Ein Gutachten sollte nun nachweisen, dass diese Blätter vom Fundort der Leiche stammen.

Es war der Beginn eines bizarren Prozessfortgangs. Zwar stammte das Blut am Pullover tatsächlich vom Angeklagten, allerdings konnte sich der Gutachter nicht auf das Alter des Flecks festlegen. Bei den Blättern wiederrum hegte die Verteidigung große Zweifel, wollte sogar einen Biologie-Professor konsultieren, um die Einlagerung der Blätter für die DNA-Analyse nachprüfen zu lassen.

Doch trotz aller Skepsis ergab die Analyse, dass das Laub tatsächlich von einer Eiche am Leichenfundort stammte. Der Angeklagte beteuerte zwar weiterhin seine Unschuld und verwies darauf, dass auch andere seinen Wagen benutzt hätten. Dagegen merkte das Gericht an, dass der Mann noch in der Nacht nach der Tat in einer Radarfalle geblitzt worden war. Zudem bestätigten mehrere Zeugen die jahrelangen Streitereien des Paares, in denen der Angeklagte auch handgreiflich geworden sein soll. Für das Gericht offenbar genug Beweise für eine Verurteilung. Das Urteil nach achtmonatigem Prozess: acht Jahre Haft wegen Totschlags.

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