Vom Herd auf den Fahrradsattel

Am Kochtopf erzählt Dietmar Bell (SPD), warum er nie ein Hinterbänkler sein wollte und was seine Ziele für ein starkes Wuppertal sind.

Suppe gibt es heute keine. Dietmar Bell macht Pasta. „Das ist ein Superessen und eine gute Grundlage fürs Radfahren“, sagt der SPD-Politiker, der am Abend noch auf sein Mountainbike steigen wird. Aber auch sonst kocht er gerne. Wenn er Zeit hat, kauft er die Zutaten auf dem Wochenmarkt. Die Fähigkeit zu Kochen musste er sich zwangsläufig aneignen. Seine Mutter war alleinerziehend, er wuchs mit drei Geschwistern und der Oma auf. „Wenn wir Kuchen wollten, mussten wir einen backen. Meine Mutter hatte keine Zeit“, sagt Bell. Auch heute spielen seine Geschwister noch eine große Rolle. Bell und seine Frau teilen sich seit 2006 mit seinem Zwillingsbruder und einem weiteren Bruder ein saniertes Mehrfamilienhaus in Heckinghausen. „Das klappt gut“, sagt Bell, während er die Zwiebeln würfelt und den Speck in der Pfanne auslässt.

Welches Süppchen

kochen Sie?

In der Politik arbeitet Dietmar Bell auch gerne gemeinsam mit anderen. Zusammen mit Andreas Bialas und Josef Neumann bildet er nicht nur ein Team im Landtag. Sie haben eine Büro-Gemeinschaft und die Politikbereiche aufgeteilt, so dass jeder für andere Themen zuständig ist. Der gelernte Geschäftsführer bei der Gewerkschaft Verdi ist für Fragen aus Wirtschaft und Wissenschaft zuständig. „Als Bergische Abgeordnete konnten wir viel für Wuppertal erreichen“, sagt Bell. Als Beispiel nennt der begeisterte Radfahrer Landesmittel in Höhe von 29 Millionen Euro für die Nordbahntrasse.

In die Pfanne gibt Bell noch halbierte Champignons und kleine Stücke Staudensellerie. Hinzu kommen frische Tomaten. Während das Essen in der Pfanne schmurgelt, erzählt der 56-Jährige, wie er in die Politik gekommen ist. Nach dem Abitur arbeitete er als Krankenpfleger im Krankenhaus. Die Arbeitsbedingungen auf der Neurologischen Intensivstation seien schlecht gewesen. Das habe ihn politisiert, sagt Bell, der sich daraufhin in einer Gewerkschaft engagierte. Die Soße für die Nudeln ist fast fertig. Bell schmeckt sie mit Dijon-Senf und reichlich schwarzem Pfeffer ab. Anschließend streut er frisch geriebenen Parmesan über die Soße.

1992 trat er in die SPD ein. „Ich habe mich über die Partei geärgert, als das Asylrecht eingeschränkt wurde“, sagt Bell. Er finde es immer besser, mitzumachen als draußen zu stehen. Das traf auch 2003 zu, als er nach der Parteispendenaffäre „von Null auf Hundert“ zum Parteivorsitzenden der Wuppertaler SPD gewählt wurde. Ganz unrecht schien ihm das Amt aber nicht zu sein, denn er sagt über sich: „Ich wollte nie Hinterbänkler sein, da hätte ich keinen Spaß.“

Politik sei immer die Frage, was man gestalten könne, definiert Bell seine Arbeit als Landtagsabgeordneter während er die Spaghetti ins kochende Wasser gibt. Es sei wichtig, gut vernetzt zu sein, um zu wissen, wo die Stadt Unterstützung vom Land brauche. In den vergangenen sieben Jahren habe sich Wuppertal gut entwickelt. Auf dieser Basis würde auch gerne in der Stadt investiert. „Hier leben viele Menschen mit Ideen, die sich jetzt trauen, sie umzusetzen“, sagt Bell.

In seinem zweiten Fachgebiet, der Wissenschaft, gehe es um die regionale Entwicklung. Das heißt, die Uni mit der Stadtgesellschaft zu verbinden, Kooperationen zu schaffen und Start-ups aus der Hochschule zu rekrutieren. Auf Landesebene sei es wichtig, sich mit seinen Interessen gegen andere Politiker durchzusetzen. Bell spricht mehrmals davon, das richtige Bild der Bergischen Universität zu „triggern“. Unter anderem will er in Zukunft erreichen, die Grundfinanzierung der Wuppertaler Universität besser aufzustellen.

Die Spaghetti sind fertig. Bell gießt sie ab und serviert die Pasta mit Tomaten-Gemüsesoße. Dazu gibt es Baguette und mehr Parmesan. Lecker! Und eine gute Grundlage für das abendliche Mountainbike-Training.

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