Welches Süppchen kochen Sie? Am Herd mit Andreas Bialas

WZ-Redakteure schauen den Landtagskandidaten in den Topf — auch wenn diese gar nicht so gern kochen.

Welches Süppchen kochen Sie?: Am Herd mit Andreas Bialas
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Kochen ist nicht sein Hobby, das hat Andreas Bialas vorher schon klar gestellt. Trotzdem serviert er zum WZ-Termin ein leckeres, sogar dreigängiges Menü mit vielen frischen Zutaten. „Schnibbeln“, das machten sie in der Familie, zu der seine Frau, zwei Kinder und seine Mutter gehören, öfter, erzählt der Politiker. Gekocht werde seltener. In der hochmodernen und blitzsauberen Küche seines Hauses hat er alle Zutaten ordentlich vorbereitet. Von hier, dem Ehrenberg, hat man einen herrlichen Blick über Felder. Die Großstadt ist weit weg, aber mit dem Auto schnell erreichbar.

Seit seinem Einzug in den Landtag 2010 schiebt er zwar keine Schichten als Polizist mehr, ist aber viel unterwegs in Wuppertal, Düsseldorf und ganz NRW. Von einer 60- bis 70-Stunden-Woche, erzählt er, während er Schafskäse und Lauch sorgfältig in Würfel und Kringel schneidet. Die wichtigste Arbeit eines Politikers sei „reden, viel reden“. Andere überzeugen, Mehrheiten finden. So sei es gelungen, Fördermittel nach Wuppertal zu holen, zum Beispiel für die Nordbahntrasse, für das Förderprogramm Soziale Stadt: „So etwas fällt ja nicht vom Himmel.“

Während beim Schneiden die eine oder andere Erdbeere in seinen Mund wandert, erzählt er, wie er zur Politik kam: Er wollte einem jungen Mann aus Eritrea helfen, der wegen bürokratischer Hindernisse beinahe abgeschoben worden wäre. Er fand Unterstützung bei einem SPD-Politiker und durch ihn zur Politik. 1994 trat Bialas in die SPD ein, stand direkt beim Bundestagswahlkampf mit auf der Straße.

Ihm gefällt es, sich Diskussionen zu stellen. Und an Entwicklungen mitzuwirken. „Nicht auf einmal“, betont er, „sondern indem man an vielen Stellschrauben dreht. Wenn es dann klappt, dann ist das toll.“ Er kümmert sich um zwei Politikbereiche. Der eine ist die Kultur. Privat liest er viel: „Für mich ist die Vorstellung von Hölle ein Ort ohne Bücher.“ Romane, auch Krimis, und Lyrik. Musikalisch sei er mit Bruce Springsteen, BAP, aber auch AC/DC groß geworden. Heute höre er Klassik — und viel Pink Floyd, weshalb seine Kollegen im SPD-Büro ihm auch mal den Strom abstellten.

Dass er als Kulturpolitiker oft in Theater und Oper gehen kann, empfindet er als Privileg. Für Wuppertal hätten sie viel erreicht - nicht nur die Gelder für das Pina-Bausch-Zentrum, sondern auch für Projekte wie die Literatur-Biennale, den Kultur-Rucksack oder Jekits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen).

Ihm ist die Verknüpfung von Kulturförderung mit Zielen wichtig: Wo wird für einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat geworben, dafür, Vielfältigkeit zu akzeptieren? Wo kann sich der Mensch als wertvoll empfinden? „Für alles das bieten Kunst und Kultur hervorragende Voraussetzungen“, ist er überzeugt. Vor lauter Reden vergisst er fast das Kochen. Aber schließlich dreht er doch den Herd an.

Sein zweites Thema ist die Innenpolitik. Den Versuch mit Bodycams bei der Polizei betrachtet er abwartend: „Wenn es bei der Strafverfolgung hilft, ist es gut.“ Deswegen dürfe man aber nicht an Personal sparen. Denn die eigentliche Arbeit machten Menschen. Er wünscht sich mehr Forschung zu Kriminalität. Bei sexueller Gewalt etwa dürfe man sich nicht zufrieden geben mit einer hohen Dunkelziffer: „Wir brauchen mehr Prävention.“

Ihm liegen noch mehr Themen am Herzen: „Wenn wir von Armut reden, reden wir doch hauptsächlich von alleinerziehenden Müttern und ihren Kindern. Für die müssen wir die Rahmenbedingungen ändern, Kitas flexibler öffnen, Betriebe müssen flexibler auf ihre Belange eingehen.“ Und wie es wohl weitergehe in einer Gesellschaft, in der immer mehr durch Roboter erledigt wird.

Dann hat er alle Messer und Kochlöffel weggeräumt, gießt die Soße über die Spaghetti, richtet Salat und Nachtisch an. Und fordert auf: „Guten Appetit!“

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