Lafontaines Visite auf dem Willy-Brandt-Platz

Hunderte Wuppertaler wollten Frontmann der Linken sehen.

Wuppertal. Ausgerechnet auf den Willy-Brandt-Platz hatte die Linke zu ihrer Top-Veranstaltung im Bundestagswahlkampf geladen.

Für Parteichef Oskar Lafontaine war die Ortswahl kein Problem, sieht er sich doch selbst als einzig legitimen politischen Nachlassverwalter des "großen deutschen Kanzlers". Das Prädikat leitete er vor mehreren hundert Besuchern aus der Tatsache ab, dass sich die Linke für einen Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan einsetzt. Nur damit, so Lafontaine, werde das Vermächtnis des Friedenskanzlers Brandt bewahrt.

Oskar Lafontaine präsentierte sich wie gewohnt als erfahrener politischer Unterhalter. Eine Stunde marschierte er ohne Manuskript und mit kernigen Sprüchen durch die zentralen Themen des linken Forderungskatalogs. Die Schlagworte waren bekannt: Abschaffung der Niedrig-Löhne, Weg mit Hartz IV, staatliche Kontrolle der Finanzwirtschaft, Strompreisregulierung, Erhöhung der Renten etc.

Unter dem Strich bedeutet das für Lafontaine die "Wiederherstellung des Sozialstaates" oder schlicht "mehr Demokratie". Um die Ziele zu erreichen, sind für ihn aber auch weniger demokratische Mittel legitim. So rief Lafontaine nicht nur zu Volksentscheiden, sondern auch zum politischen Generalstreik auf, "damit Arbeitnehmer nicht folgenlos demonstrieren".

Lang anhaltender Applaus bewies, dass Lafontaine auf dem Willy-Brandt-Platz weitgehend unter Gleichgesinnten blieb. Nur eine kleine Gruppe bekennender Junge-Union-Anhänger versuchte mit Schildern wie "Freiheit statt Sozialismus" einen Kontrapunkt zu setzen. Sie blieben aber friedlich und wurde dafür besonders herzlich begrüßt.

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