Lärmschutz: 30.000 Nachbarn der Bahn hoffen auf Ruhe

Besonders stark belastete Strecken sollen in Wuppertal mit Lärmschutz versehen. Manche Anwohner warten sehnlichst darauf.

Wuppertal. Gute Nachrichten für tausende Anwohner von Bahnstrecken in Wuppertal: Wie die Deutsche Bahn auf Nachfrage der WZ berichtet, wird in diesem Jahr untersucht, inwieweit sich besonders betroffene Abschnitte im Zuge eines bundesweiten Härtefall-Programms mit aktivem und passivem Lärmschutz versehen lassen — in Form von Schutzwänden und speziellen Fenstern für die Nachbarschaft.

Dazu sind im Frühjahr Ortstermine, Gespräche mit der Stadt Wuppertal und schallschutztechnische Untersuchungen vorgesehen. Aller Voraussicht nach im April könne man dann konkrete Maßnahmen nennen, die in den nächsten Jahren in die Tat umgesetzt werden sollen, berichtet ein Bahnsprecher.

Nach einer Berechnung des Eisenbahnbundesamtes bekommen es täglich fast 30.000 Wuppertaler mit Eisenbahnlärm zu tun, der sich zwischen 55 und 75 Dezibel bewegt — und zum Teil noch darüber liegt. In der Nacht gelten 22.350 Anwohner als belastet. Zum Schienenlärm gehört auch die Schwebebahn — mit fast 3000 Betroffenen am Tag und gut 1500 in den Abend- und Nachtstunden. Das haben die Stadt und das Landesumweltamt errechnet.

Finanziert wird der Lärmschutz für die Wuppertaler Eisenbahnstrecken, den betroffene Anwohner schon seit vielen Jahren fordern, aus einem bundesweiten Programm der Bahn. Unabhängig davon wird die Stadt Wuppertal — wie berichtet — in diesem Jahr neben dem Luftreinhalteplan (LRP) einen Lärmaktionsplan (LAP) vorstellen, der neben einer Lärmkartierung auch alle Belastungsquellen umfasst.

Nach von Bahnlärm Betroffenen muss man gerade in Barmen nicht lange suchen, wie sich bei einem Ortstermin der WZ an der Reichsstraße zeigt: „Dass wir hier nicht die Ruhe einer Hallig erwarten können, ist uns allen klar“, betont Dag Höft, seit 1999 Anwohner der viel befahrenen Bahnstrecke. Dennoch könne man gerade hier „mit kleinen Mitteln eine Menge erreichen“, um die Häuserschluchten unterhalb der Bahnstrecke zu schützen.

Die Probleme liegen auf der Hand und sind seit Jahren Thema eines Briefwechsels, den Betroffene wie Rolf Kullmann mit der Deutschen Bahn führen: „Vor allem die alten Züge machen enormen Lärm“, berichten die Anwohner unisono, während in Höhe der Unteren Sehlhofstraße wieder ein ICE am Zaun vorbei rauscht.

„Alle zehn Minuten eine S-Bahn, dazu noch der Regionalexpress, zwei ICE in der Stunde und dann schließlich die schweren Güterzüge in der Nacht“, zählt eine Anwohnerin auf. „Das ist hart.“

„Wenn die durchfahren, wackeln bei uns im Schrank die Gläser. Man schläft automatisch unruhiger.“ Im Vergleich dazu sei die Eurobahn — sie rauscht um 10.39 Uhr vorbei — „ein Segen“. Die neue Zug-Generation sei ohnehin leiser — wenn dann auch noch der Gleiskörper auf Vordermann gebracht werde: Aus Sicht der Anwohner müssen gerade auch in Höhe der Reichsstraße alte Schienenstöße ersetzt werden, um zu verhindern, dass die Übergänge ein rhythmisches Donnern von sich geben, sobald Loks und Wagen darüber hinwegrollen.

Auch sprechen sich die Anwohner für Lärmschutz im Gleiskörper selbst aus, wie er mit offenporigen Steinen in Berlin installiert worden sei — ähnlich wie „Flüsterasphalt“ auf der Autobahn. Lärmschutzwände sieht man dagegen kritisch, sofern sie den Schall streuen und nicht schlucken, was auch an der A 46 für Diskussionen sorgt.

Dag Höft: „Dass hier etwas für den Lärmschutz getan werden muss, ist wohl unbestritten.“

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