Lachse, Barben, Äschen: Neuer Fischreichtum in der Wupper

In der Wupper tummeln sich wieder viele Fische. Doch noch braucht der Fluss Unterstützung.

Wuppertal. Weiße Fischbäuche blitzen auf, das Wasser spritzt, Fotoapparate werden gezückt — die Wupper lebt. Wie sehr sich der Fluss und sein Ökosystem in den letzten Jahren erholt haben, kann derzeit vor allem im Bereich unterhalb des Alten Marktes beobachtet werden: Hunderte Nasen tummeln sich dort in großen Schwärmen auf dem Weg zu ihren Laichplätzen. Ihren Hunger stillen sie mit Algen, die sie von den Steinen abfressen. „Wenn sie sich dann seitlich drehen, um besser an ihre Nahrung zu kommen, dann kann man sie besonders gut sehen“, sagt Helmut Wuttke vom Bergischen Fischerei-Verein.

Noch in den 80er Jahren galt die Wupper offiziell als fischfrei. Heute sind hier wieder mehr als 30 Fischarten heimisch, darunter zum Beispiel Bachforellen, Äschen und Bachneunaugen. Daran mitgewirkt hat auch der Bergische Fischerei-Verein (BFV), der seit 1993 immer wieder mit sogenannten Besatzmaßnahmen dafür sorgt, dass viele Jungfische in die Wupper kommen. „Am Donnerstag haben wir am Auer Kotten in Solingen 2000 junge Lachse ausgesetzt“, sagt Helmut Wuttke. Zwölf bis 18 Zentimeter sind die Lachse groß, die der Verband durch ehrenamtliche Arbeit aufgezogen hat. Etwa 1750 Euro hat das gekostet, und die Lachse danken ihren Schirmherren das durch nahezu unmittelbare Abwanderung in Richtung Nordsee.

Spannend wird es, wenn sie wieder zurückkehren. Das ist bei den Lachsen im Herbst der Fall und wird durch die Fischaufstiege entlang der Wupper erleichtert. Sie überbrücken Hindernisse und helfen den Fischen, an ihre Laichplätze zu gelangen.

„Durch die neuen Fischaufstiege war die Wupper im letzten Jahr erstmals bis nach Bayenburg durchlässig“, erklärt Wuttke. Des einen Freud, des anderen Leid: Weil die Fische jetzt nahezu ungehindert wandern können, wissen die Naturschützer nicht, wo sie sich aufhalten. „Uns fehlen da noch die Erfahrungswerte, wir fangen wieder bei Null an.“ Problematisch ist das, wenn man kontrollieren will, wie erfolgreich die Besatzmaßnahmen waren. Dabei geht es den Fischern nicht um ihren Sport, denn wie viele andere Fische auch, stehen die Lachse unter Artenschutz. „Von intakter Natur profitieren wir alle. Das ist ein Stück Lebensaqualität“, sagt Wuttke.

Viele Fischarten in der Wupper haben sich bereits wieder so sehr erholt, dass sie „selbsterhaltende Populationen“ bilden. Bei den Äschen zum Beispiel brauchen keine Jungfische ausgesetzt zu werden, sie vermehren sich von alleine. „Das ist natürlich immer unser Ziel“, sagt Helmut Wuttke. Doch bis ein Ökosystem wieder selbstständig funktioniert, braucht es viel Zeit. „Es wird noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis wir nicht mehr eingreifen müssen“, schätzt Wuttke.

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