Laaken: Ein Leben in der Sackgasse

Geschätzt 300 Haushalte gibt es in der kleinen Siedlung. Jeder kennt dort jeden. Das einzige Problem ist das schlechte Internet.

Laaken: Ein Leben in der Sackgasse
Foto: Archiv Bürgerverein

Laaken. Wer in Laaken wohnt, ist buchstäblich in der Sackgasse gelandet. Einer ziemlich langen, wahrscheinlich der längsten Wuppertals. Gut anderthalb Kilometer sind es zum Beispiel noch vom Abzweig an der Straße Blombacher Bach bis zum Haus von Dieter Szewczyk. Durch Eschensiepen, den anderen Teilbezirk Laakens, vorbei an „unserem Döppersberg“, wie die Bewohner scherzhaft die Großbaustelle von Vorwerk nennen. Und je weiter Besucher fahren, desto schlechter wird der Empfang. Telefon geht noch, aber „Mobile Daten“ sind in dem Ortsteil nur schwer zu bekommen. Meist taucht der Alptraumsatz aller Smartphone-Süchtigen im Display auf: „Sie sind offline.“ Wer in Laaken wohnt, wohnt dort aber ausgesprochen gerne, betont Dieter Szewczyk. Idyllisch sei es und trotzdem stadtnah, ergänzt seine Frau Gaby. Da nehme man die Empfangsprobleme durchaus in Kauf. Oder auch, dass es praktisch keine Infrastruktur mehr gibt, der letzte Laden vor Jahren seine Pforten schloss.

Laaken: Ein Leben in der Sackgasse
Foto: Anna Schwartz

Es ist eine reine Schlafstadt mittlerweile, ergänzt Nachbar Ernst Benecke und denkt schmunzelnd daran zurück, als seine Frau und er nach Laaken zogen. Damals, Anfang der 1970er Jahre, als die wenigen Bauten, die es schon gab und meist Mitarbeiter von Vorwerk oder der ehemaligen Textilfirma Schlieper Baum beherbergten, Zuwachs bekamen. Die „Ur-Laakener“ hätten schon etwas skeptisch geguckt ob der Neuankömmlinge. In mehreren Bauabschnitten entstanden bis 1975 gut 100 Einfamilienhäuser und weitere 150 Wohnungen.

Am Rande

der Großstadt

„Für uns war es aber trotzdem, als würde man aufs Land ziehen“, erklärt Ernst Benecke. Schließlich wohnten er und seine Frau Rita vorher direkt an der Berliner Straße. „Da fuhr noch die Straßenbahn. An die Geräusche hatten wir uns so gewöhnt. Hier konnten wir vor lauter Ruhe in der ersten Nacht nicht schlafen“, erzählen die beiden lachend. Ganz so ruhig sei es zwar heutzutage nicht mehr, „aber immer noch idyllisch“.

Was das Leben dort so lebenswert macht? Da sind sich die beiden Paare einig: „Die tolle Nachbarschaft.“ Als Dieter und Rita Szewczyk Anfang der 1990er Jahre aus Paderborn nach Laaken kamen, „wurden wir toll aufgenommen“, blicken die beiden zurück — und schildern ihren ersten Eindruck von der Wohnungsbesichtigung am Laaker Hammer. Als man mit dem Auto abgebogen sei und dachte: „Jetzt kommt nichts mehr.“ Kam aber doch, und den Szewczyks gefiel es. So gut, dass sie nach einigen Jahren zuschlugen, als ein Haus zum Verkauf stand.

Geschätzt 300 Haushalte gibt es derzeit in Laaken. Mehrmals im Jahr finden Nachbarschaftsfeste statt. Außerdem organisiert der Bürgerverein mit seinen 200 Mitgliedern, dem Ernst Benecke und Dieter Szewczyk vorstehen, einige Veranstaltungen wie das mehrtägige Sommerfest oder das Martinsfest, das längst auch Fans außerhalb Laakens hat. Alles Aktionen, die zusammenschweißen. Ein neuer Bewohner habe neulich Szeczwyk erzählt, dass er da, wo er früher wohnte, gerade einmal die direkten Nachbarn in seinem Haus kannte. „Hier, in Laaken kennt er nach eineinhalb Jahren die ganze Siedlung.“

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