Kunst im Kampf gegen Aids

Der Arbeitskreis Sexualpädagogik wurde beim Bundeswettbewerb Aidsprävention in Berlin ausgezeichnet.

Wuppertal. Ulrich Ippendorf vom Arbeitskreis Sexualpädagogik Wuppertal zieht Bilanz: "Das vergangene Jahr war für uns ein voller Erfolg". Die Mitarbeiter haben mit ihrem Projekt "Aids and Art" den Sirius-Preis des Bundeswettbewerbs Aidsprävention erhalten. Die Idee: Anstelle, wie üblich, die Immunschwäche Aids im Biologieunterricht zu besprechen, haben sich Schüler der neunten Klassen mal auf ganz anderem Wege mit der tödlichen Krankheit auseinandergesetzt: Durch Kunst.

Sieben Klassen aus vier Wuppertaler Schulen besprachen im Kunstunterricht die Hoffnungen Kranker, empfanden ihre Ängste nach, sprachen über Reaktionen Nicht-Infizierter oder sammelten Fakten. An die 50 Kunstwerke sind dabei, innerhalb weniger Wochen, entstanden: Collagen, Bilder, Texte, ein Comic oder auch ein Dokumentarfilm.

"Die Jugendlichen waren mit einer bemerkenswerten Ernsthaftigkeit bei der Sache", sagt Ippendorf. Sie haben einen neuen Zugang zu diesem schweren Thema bekommen. 21 Werke wurden im Haus der Jugend ausgestellt, die Besten dann nochmals vom Arbeitskreis prämiert.

Etwa ein Trickfilm von Schülern des Gymnasiums an der Bayreuther Starße, bei dem zwei Figuren zunächst miteinander verschmelzen, dann zu einer hässlichen Fratze explodieren, um sich zum Schluss, unter dem Slogan "Gib Aids keine Chance" in ein lächelndes Gesicht zu verwandeln. "Wir haben in der Trickfilm-Ag, der einiges ausprobiert, das Resultat kann sich blicken lassen", sagt Schüler Johannes Mertens.

Eine ganz andere Idee hatte Nelly Pollit und ihre Gruppe: "Wir haben überlegt, wie wir reagieren würden, wenn wir die Nachricht bekämen, dass wir HIV-positiv wären. Eine von uns sagte dann: ‚Ich würde mich umbringen’. Das haben wir aufgenommen."

Die Schüler suchten Bilder im Internet. "Wir wussten ja nicht, wie so etwas aussieht, etwa wenn sich jemand erhängt." Das Endprodukt lässt den Betrachter schwer schlucken: Eine am Galgen hängende weiße Gipspuppe. Das Werk heißt Sonnenuntergang. "Es zeigt die Ambivalenz zwischen der Angst vor dem dunkel werden, der Anonymität, aber auch die Hoffnung auf Medikamente und die Zuwendung anderer Menschen", erklärt Pollit.

Einen besonderen Auftrag hatten Schüler von der Hauptschule Oberbarmen. Sie haben einen Rap zum Thema Aids kreiert und durften ihn bei der Preisverleihung in Berlin auf die Bühne bringen.

3000 Euro hat der Arbeitskreis für ihr Projekt erhalten. "Die wollen wir natürlich ausgeben", sagt Ippendorf. Eine Fortsetzung des Projekts ist also noch für dieses Jahr geplant.

Zunächst aber gibt es Anfang März für Jugendliche ein Theaterstück in der Börse zu sehen: "Gretchen Reloaded" - es geht um Teenagerschwangerschaft. Danach bietet der Arbeitskreis einen Workshop an, um das Thema aufzuarbeiten. Die Schulen würden noch angeschrieben, sagt Ippendorf.

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