Kunst auf der Haut bei der Tattoo-Messe

In der Stadthalle war es am Wochenende niemandem zu bunt: Tattoo-Künstler und Models zeigten sich und ihre Werke den Besuchern auf dem Johannisberg.

Wuppertal. Eine mongolische Kampfszene auf dem Rücken, das Antlitz einer Azteken-Göttin und eines Jaguars auf dem Oberschenkel und ein buddhistischer Mönch in rot-orangenem Gewand auf dem Unterarm: Diese kunstvollen Bilder, die Charlotte aus Barmen mit sich trägt, gehen im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut. So wie sie sind auch die meisten anderen Besucher der 17. Wuppertaler Tattoo Convention in der Stadthalle tätowiert.

Kunst auf der Haut bei der Tattoo-Messe
Foto: Andreas Fischer.

„Ich dachte, dass ich schon viele Tattoos hätte. Ich habe ja noch eine Geisha, eine Spinne, eine Hexe und mehr tätowiert, aber hier komme ich mir fast schon jungfräulich vor, wenn ich die anderen Besucher sehe“, sagt sie und denkt bereits über das nächste Tattoo nach. Ein Magier mit einem Totenkopf als Glaskugel in der Hand soll es werden.

In ihrer Freizeit trägt Charlotte ihre Tattoos gern offen und wird oft auf die teils flächendeckenden, bunten Bilder angesprochen. Bei der Arbeit muss sie ihren Körperschmuck jedoch verdecken. „Ich arbeite in einer Bank. Deswegen achte ich darauf, dass ich so tätowiert bin, dass die Kunden es nicht auf den ersten Blick sehen“. Der Umgang mit Tattoos sei zwar schon etwas lockerer geworden in der Berufswelt, aber teilweise werde die Körperkunst doch noch negativ angesehen, sagt sie. „Dabei ändert ein Tattoo nichts daran, ob ich meinen Job gut mache oder nicht“.

Bis auf eins ihrer Tattoos hat alle Danijel Scepanovic vom Elberfelder Studio „Tattoo 4 You“ gestochen. Der Körper-Künstler legt bei seiner Arbeit sehr hohen Wert auf Details und Präzision. Er bevorzugt die Stile „Black and Grey“ und „Oldschool“. „Klare, dicke Linien in schwarzer oder grauer Farbe bringen die besten Ergebnisse. In dem Stil hält sich das Tattoo auch und verblasst nicht. Sehr farbige Tattoos können mit den Jahren verwaschen aussehen. Haut ist eben kein Papier. Ich tätowiere natürlich auch farbig, wenn der Kunde das möchte. Es sieht ja auch toll aus, man muss sich nur bewusst sein, dass es irgendwann verblassen kann“, sagt er.

Dass Danijel Scepanovic sein Handwerk versteht und ein beliebter Künstler in der Szene ist, wird schnell klar: Am Stand von „Tattoo 4 You“ herrscht Hochbetrieb. „Tattoo 4 You“-Inhaber und Messegründer Horst Peters ist mit der Convention voll zufrieden. Besonders mit dem Wechsel des Veranstaltungsortes.

Sechzehn Jahre lang fand die Wuppertaler Tattoo Convention in der „Börse“ an der Wolkenburg statt. „Die Resonanz wurde mit den Jahren immer größer und die Börse viel zu klein für den Andrang. Ich musste vielen Ausstellern leider immer absagen“, sagt er.

Das sollte sich mit dem Umzug in die Stadthalle ändern. Bereits im Januar buchte er dort das Parterre, doch nach nur wenigen Wochen stellte er fest, dass der Andrang größer als erwartet war. „Ich hatte Anfragen von über 500 Studios weltweit. Zum Beispiel aus Russland, USA, Mexiko oder Korea. Also buchte ich doch noch die gesamte Stadthalle. Aber auch hier konnte ich leider nicht alle berücksichtigen, Platz gab es für 250“, erklärt der Veranstalter.

Vom Ambiente in der Stadthalle sind Besucher und Aussteller gleichermaßen begeistert. Die hohen, verzierten Decken und hellen Räume sowie die große Außenfläche mit Bühne und Motorrad-Ausstellung lockten mehrere Tausend Messebesucher an — auch internationale Gäste.

Horst Peters: „Das ist auch toll für Wuppertal. Die Leute bleiben das gesamte Wochenende. Halten sich im Zentrum auf und sorgen für stark ausgelastete Hotels“.

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