Zwei Herzen schlagen im Dreivierteltakt

Jorgo Schäfer und Uwe Becker finden diesmal für eine Ausstellung zusammen.

Zwei Herzen schlagen im Dreivierteltakt
Foto: Stefan Fries

Feierlich klangen die Walzertöne trotz denkbar ungünstigem Ort für Ballsaal-Atmosphäre: Im legendär schlauchartigen Café du Congo eröffnete „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“, eine Ausstellung von Jorgo Schäfer und Uwe Becker. Die zahlreichen Gäste ließen sich in ihrer Feststimmung nicht einengen.

Der Maler und der Herausgeber des Satireblatts „iTALien“ sind durch die Arbeit am Magazin eng verbunden. Seit Uhrzeiten veröffentlicht Schäfer hier. Ungewohnt dagegen ist die Zusammenarbeit mit Galeriecharakter, Teil der Congo-Reihe „Schwarz & Weiß“: An den Wänden präsentieren sich Beckers Texte vereint mit Zeichnungen von „Jorgo“, die als Originale, in Großkopie oder Blattformat auch zum Kauf stehen.

Herzig erklärte „Dr. Dudrop“ in seiner Laudatio auf die Künstler und ihr Doppelwerk: „Verbunden im gemeinsamen Schicksal, das Schlichte, das Gewöhnliche zu ihrem Markenzeichen zu machen“, erlebe man die beiden als Künstlerduo heute „empfindsam“ und „feinsinnig“. Das kann man mal so stehen lassen.

Neun Texte mit Bildern und umgekehrt sind im „Congo“ bis zum 14.11. zu sehen. An Texten finden sich dabei surreale Miniaturen Beckers, anders als manch frecher Zwischenruf, mit dem der Satiriker sonst im eigenen Blatt Tages- und Monatsaktuelles verwurstet. Etwa die Geschichte vom Mann mit der ganz besonderen Beziehung zu Schaufensterpuppen, der irgendwann in Konflikt mit den Ladenscheiben gerät. Im Rahmen dazu gesellt sich Jorgos Kontur einer männlichen Figur, die anscheinend ein Bündel Blitze in der Hand hält. Das sind keine simplen Eins-zu-Eins-Spiegelungen von Text und Bild, aber in Motiv wie Stimmung entspricht es sich doch: Zu sehen ist ein Individuum mit seltsamen Attributen, und es könnte Scherben geben.

Becker und Schäfer arbeiten in Unterbarmen räumlich eng beieinander — auch wenn gewöhnlich kein Gemeinschaftswerk dabei herauskommt. Für die aktuellen Stücke hat mal der Mitarbeiter der Satire-Größe „Titanic“ mit Texten den ersten Schritt getan, manchmal hat Jorgo vorgelegt und zur Reaktion per Wort genötigt.

An die Frühzeit von „iTALien“ erinnert Becker bescheiden: „Am Anfang standen viele Akteure einer Initiative, ich war nur einer davon.“ Übernommen und durch Krisen gerettet hat er das Heft aber bis heute, und unter den Terminblättern ist es zuweilen vielleicht das dünnste, mit Sicherheit aber das anarchischste.

Dass dazu nicht nur der schnelle Gag gehört, ist beim „Dreivierteltakt“ schön zu sehen: Bizarr bis dunkel ist in den Rahmen so manches — von Walzer zu Walze ist es nicht weit, die wiederum ist (Dr. Dudrop) „ein klares phallisches Symbol“. Zootiere sperren Menschen ein, im Bild dazu wird ein lethargischer Riese von einem Mini-Tuffi getriezt. Kurz: Die Welt ist voller Kämpfe, Krämpfe und Genitalien. Schön ist das nur manchmal.

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