Zum Lachen: Ein Taugenichts auf Siegeszug

„Der Diener zweier Herren“, den die Wuppertaler Bühnen ins rechte Licht rücken, ist auch außerhalb der Stadtgrenzen gefragt.

Herr von Treskow, „Der Diener zweier Herren“ ist eine echte Erfolgsgeschichte. 8600 Zuschauer haben Ihre Inszenierung bereits gesehen. Die Komödie steht nicht nur seit 2005 auf dem Spielplan. Sie hat auch schon zahlreiche Gastspiele erlebt. Wie erklären Sie sich den Siegeszug, den der Wuppertaler Taugenichts am 29. Januar in Ludwigsburg fortsetzen will?

Christian von Treskow: Der „Diener“ ist eine zeitlose Komödie, die die List des ewigen Überlebenskampfes der kleinen Leute an der Borniertheit der Herrschenden spiegelt, ohne die sozialen Verhältnisse ernsthaft in Frage zu stellen. Truffaldino ist der Zeremonienmeister, der alle an der Nase führt — egoistisch, bauernschlau und unendlich sympathisch. Er ist eine der unkaputtbaren Figuren des Welttheaters. Deshalb hat er auch in Wuppertal seine Fangemeinde. Hinzu kommt, dass die Inszenierung kurzweilig ist. Sie treibt die Kapriolen der kunstvoll-komplizierten Handlung auf die Spitze und ist extrem artistisch. Die Kostüme verwandeln die uralten Typen der commedia dell’arte in einen seltsam stilisierten, manchmal auch bizarren Orchideenstrauß. Deswegen ist der Schauwert der sieben Jahre alten Inszenierung immer noch sehr groß — auch wenn das wunderbare Bühnenbild längst verschrottet ist und die Figuren inzwischen im leeren Raum agieren müssen. Aber auch das hat seine Vorteile.

Inwiefern?

Von Treskow: Der Abend bekommt im Kleinen Schauspielhaus einen aufgerauten, experimentellen, weniger gediegenen Grundcharakter als früher. Man bekommt alles aus nächster Nähe mit. Auch das könnte viele Zuschauer überzeugt haben, sich den „Diener“ anzusehen. Manche kommen sogar schon zum dritten oder vierten Mal, das ist schon sehr kultig.

Die Größe von Bühne und Zuschauersaal hat sicherlich Auswirkungen auf den Auftritt des Ensembles. Gibt es Änderungen, wenn das Stück nicht im Kleinen Schauspielhaus, sondern — wie jetzt — im größeren Ludwigsburger Forum über die Bühne geht?

Von Treskow: Da die Inszenierung ursprünglich für die große Bühne des Schauspielhauses angelegt wurde und dort auch oft gespielt wurde, sind alle Arrangements und die Spielweise — ohne viel zu proben — auf einen großen Saal übertragbar. Geändert werden muss dabei vermutlich nur die Beleuchtung, die im Forum in Ludwigsburg sicherlich komplexer zu handhaben sein wird als im Kleinen Schauspielhaus.

Haben Sie eine Lieblingsszene?

Von Treskow: Vielleicht die Szene, in der Florindo Truffaldino auffordert, ihm den an seine inkognito reisende Geliebte gerichteten Brief auszuhändigen, was dieser mit den unvorstellbarsten Ausreden verhindern will — natürlich vergeblich. Oder die beiden spiegelbildlich angelegten Szenen, in denen Truffaldino beiden „Herren“ die Todesnachricht des jeweils anderen überbringt, nur um nicht als Schwindler entlarvt zu werden. Natürlich sind beide „Herren“ quicklebendig, verfallen aber augenblicklich wegen Truffaldinos Lügengeschichten in tiefste Depression, die nur zufällig (oder durch eigene Blödheit) nicht in einem Doppelselbstmord endet. Es ist immer wieder ein großer Genuss, den Schauspielern in diesen zugespitzten Situationen zuzusehen.

Herr Schaarwächter, als Geschäftsführer schauen Sie vor allem auch auf die Finanzen. Welchen Wert haben Gastspiele?

Enno Schaarwächter: Wir produzieren immer erst für Wuppertal, denn hier wurde es bezahlt. Toll ist, wenn es dann gelingt, an anderen Orten unsere Leistungen zu präsentieren und sich ein wenig von unseren Investitionen zurückzuholen. Und dem Ruf des Theaters tut es allemal gut.

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