WZ TV: Klingende Steine in der Galerie Janzen

Ein Trio animiert zur interaktiven Kunstbetrachtung und inszeniert „Lichtspiele“.

Wuppertal. Enkaustik - was klingt wie eine Wissenschaft, ist vielmehr eine Kunsttechnik. Schon in der Antike nutzten die Ägypter diese Arbeitsweise für ihre Kunstwerke und trugen flüssigen Wachs gemeinsam mit Farbpigmenten auf.

Die Wuppertaler Künstlerin Marita G. Weiden knüpft an diese Tradition an und bedient sich der Technik für ihre Gemälde. Gemeinsam mit dem Bildhauer-Ehepaar Livia Kubach und Michael Kropp stellt sie unter dem Titel "Lichtspiele" in der Galerie Janzen im Kolkmannhaus aus.

Wachs ist für Weiden ein ganz besonderer Stoff: "Es ist ein heiliges Material, es wird viel in Kirchen verwendet. Und doch ist es so vergänglich", erklärt die Künstlerin.

Für ihre Bilder trägt sie Ölfarbe auf und auch immer wieder Wachs und Pigmente, sie schabt und kratzt auch in das Material hinein. "Ein Bild, das Bestand hat, muss mindestens 20 Schichten haben", sagt sie.

In den dicht gewirkten, gehaltvollen Werken verarbeitet die Künstlerin Eindrücke, die sie beispielsweise bei Spaziergängen sammelt. Jedoch bildet sie nicht gegenständlich ab, auch wenn sich Spuren davon mitunter in den Bildern erahnen lassen.

"Das fließt manchmal beim Arbeiten wie von selbst aus der geübten Hand", räumt sie lächelnd ein. "Jeder kann in den Bildern aber etwas anderes finden." Vor allem in roten und orangefarbenen Tönen malt Weiden. Zwei Werke in blauer Farbgebung sind nach einem intensiven Naturerlebnis beim Tauchen entstanden, so viel verrät sie.

Kubach und Kropp verwenden für ihre Steinskulpturen vor allem dunklen Granit aus Schweden und Afrika. Mit einem Hohlbohrer treiben sie runde Löcher in das Material und holen dabei lange Stangen heraus, die sie wiederum für ihre Werke einsetzen. Bei ihren "Säuleninseln" etwa lagern sie eine durchlöcherte Halbkugel locker auf den aufgestellten Stangen. Die Halbkugel lässt sich bewegen, anfassen ist erlaubt. Und so kann der Betrachter zum Berührer werden, die Skulptur in Schwingung bringen und ein zartes Klimpern erzeugen.

An mehreren anderen Objekten sind linienförmig angeordnete Ausschnitte angebracht. Wer mit dem Finger an der Struktur entlang streift, produziert einen feinen, hellen Ton. "Wir wollen zeigen, dass Stein klingen kann", erklärt Kropp.

Die Skulpturen des Bildhauer-Ehepaars fordern zur Interaktion auf und regen auch zur eigenen Bewegung an. Denn wer sich vor den faszinierenden Werken leicht hin und her neigt, erblickt den sich wandelnden Lichteinfall durch die raffiniert angeordneten Loch-Strukturen.

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