Wuppertaler Künstlerpaare (3): Doppelte Schmuckoffensive

Renate und Horst Müller kreieren Ketten, Ringe und dekorative Objekte.

Was schenken sich Verliebte? Na klar: Ringe. Und wenn der Herr seinem Herzblatt auch nach der ersten Hormonwallung noch seine Liebe beweisen möchte, legt er ihr womöglich eine Kette um den Hals — wahlweise auch unter den Weihnachtsbaum. Horst Müller kann sogar einen Schritt weitergehen: Wenn der 68-Jährige seine Frau Renate überraschen möchte, kauft er nicht etwa Schmuck — er stellt ihn selbst her.

Dass am Ende gar beide Seiten davon profitieren, sieht Müller mit einem Augenzwinkern: „Ich benutze meine Frau gerne als Model“, sagt er mit einem liebevoll-schelmischen Blick, der seiner Auserwählten gilt. Die muss allerdings nicht alles tragen, was ihr der Schmuckkünstler reicht: „Ich habe ein Mitspracherecht“, erklärt Renate Müller (67) — ebenso verschmitzt.

Der Eindruck trügt nicht: Die beiden ergänzen sich gut — auch aus künstlerischer Sicht. Denn während ihr Mann Dekoratives aus Edelhölzern, Aluminium und Silber zaubert, kreiert Renate Müller Ringe. Gemeinsam zeigen sie ihre Schmuckstücke an der Öhder Straße — Tür an Tür zum Leo-Theater.

Seit 49 Jahren sind Horst und Renate Müller ein Paar, seit 46 Jahren sind sie verheiratet. Als die Zeit der Rente nahte, stellten sich beide die Frage, wie die neu gewonnene Freizeit am besten gestaltet werden kann. Horst Müller entschied sich buchstäblich für den Holz-Weg: „Ich war EDV-Techniker und für Großrechner zuständig. Das Holz war ein toller Ausgleich.“

Zunächst drehte sich das Handgemachte um Bücherregal, Schrank oder Schublade. Dann ging’s zum Goldschmiedekurs — die Idee, Schmuck aus Edelhölzern herzustellen, war geboren. Und Renate Müller? Die wollte dem Treiben ihres Mannes nicht tatenlos zusehen: „Ich habe ihn zu einer Ausstellung begleitet“, erzählt die gelernte Bankkauffrau wie selbstverständlich. „Um da nicht einfach so zu sitzen, habe ich an seinem Stand angefangen, Ringe anzufertigen.“ Was als „Zeitvertreib“ begann, blieb vom ersten Moment an nicht unbeobachtet: „Viele kamen, schauten und fragten: Was machen Sie denn da?“

Horst Müller über die Vorzüge echter Handarbeit.

Inzwischen teilt sich das Künstlerduo ein Atelier. Sohn Marc Pierre (45) ist nicht weit entfernt: Er ist Fotograf und ebenfalls Untermieter des Leo-Theaters. „Wir sind eben eine kreative Familie“, freut sich Renate Müller. Nun dürfte es nicht wenige geben, die aus ihrem Hobby ein Geschäft machen — aber nur wenige, die eine solche Symbiose aus Schmuck und Theater leben wie das Ehepaar Müller. Immerhin gibt es in Langerfeld einen netten Nebeneffekt: „Die Verbindung ist ideal“, betont Horst Müller. „Wir sind natürlich oft in den Aufführungen. Die Stücke sind toll — und die Zuhörer schauen auch gerne bei uns vorbei.“ So gehört das schmucke Paar fast schon zum Inventar des Theaters.

An der Schwelle zur Bühne sind vor allem symbolische Anhänger gefragt. Als sein bestes Model „Mach doch mal Herzchen“ vorschlug, war Horst Müller allerdings nicht gerade begeistert: „Kitschig sei das, hat er gesagt“, verrät Renate Müller und lacht. Denn sie hat Recht gehabt: „Die Herzchen gehen weg wie warme Semmeln.“

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