Wer will mit dem Chef-Dirigenten musizieren?

Premiere bei den Sinfonikern: Toshiyuki Kamioka plant das erste Abonnenten-Konzert.

Wuppertal. Normalerweise sitzen sie entspannt im Konzertsaal und genießen mit wachen Ohren, was ihnen geboten wird. Die Zeiten, in denen die 929 Abonnenten des Wuppertaler Sinfonieorchesters nur eine passive Rolle hatten, sollen allerdings bald vorbei sein: Nun sind die Fans der städtischen Musiker selbst gefragt. Wer neben einem Abo auch ein Instrument, das nötige Taktgefühl und entsprechenden Teamgeist besitzt, könnte sich die Bühne demnächst mit den Profis teilen.

„Es wird ein außergewöhnliches Projekt“ — so viel ist für Gianna-Vera Nett jetzt schon klar. Die 28-Jährige, die im Orchesterbüro für die Konzertpädagogik zuständig ist, sucht musikalische Pioniere: Beim ersten Abonnenten-Konzert, das in der Spielzeit 2012/2013 über die Bühne gehen soll, kann jeder mitmachen, der Abonnent des Orchesters und — noch besser — zugleich auch passionierter Musiker ist.

Die Idee ist so pfiffig wie ungewöhnlich: Chef-Dirigent Toshiyuki Kamioka lädt seine Fans zum Seitenwechsel ein. Beim Sonderkonzert in der Stadthalle möchte er den Schulterschluss mit all jenen praktizieren, die sonst vor der Bühne sitzen. So weit die Theorie. Praktisch gesehen sind die Vorbereitungen für die Premiere in vollem Gange. „17 Rückmeldungen haben wir schon“, erklärt Nett.

Die Gruppe derer, die nach einem Aufruf auf der Homepage neugierig wurden und bereits Interesse signalisiert haben, ist „sehr gemischt“: „Es sind sowohl Bläser als auch Streicher dabei.“

Welche Notenblätter am Ende auf den Ständern liegen, hängt nicht zuletzt davon ab, wer weiterhin ernsthaft seine Finger hebt: „Das Programm werden wir festlegen, wenn wir wissen, wie viele mitmachen und welche Instrumente vertreten sind“, sagt die Organisatorin. Spannend sei das allemal. Immerhin wirft so bereits die Fest-Saison 2012/2013 ihre Schatten voraus. Das Abonnenten-Konzert, so Nett, könnte „ein möglicher Höhepunkt der Feiern zum 150-jährigen Bestehen des Orchesters sein“.

Dass die Sinfoniker auf neuen Wegen musizieren, hat sicherlich seinen Grund. Während die eigene Zukunft ungewiss ist und der Spardruck eine Fusion mit den Bergischen Symphonikern unausweichlich machen könnte, ist die Unterstützung des Publikums wichtiger denn je. Und vielleicht gibt es ja noch den ein oder anderen, der neben den Profis Platz nehmen möchte, bisher aber noch kein Abo besitzt. So gesehen ist die Idee doppelt pfiffig: Die städtischen Sinfoniker freuen sich auf ein ungewöhnliches Experiment und womöglich auch auf neue Abonnenten.

Wer künftig nicht mehr nur als Applaus-Spender aktiv werden möchte, sondern beim Abonnenten-Konzert tatkräftig mitmachen möchte, kann sich bei Gianna-Vera Nett unter Telefon 563 2614 oder per Mail ([email protected]) melden.

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