Verlage in Wuppertal (5): Die vielen Seiten eines Verlegers

„Gute Texte sprechen für sich“, sagt Christoph Haacker. Sie wollen aber auch richtig positioniert werden — etwa im Arco-Verlag.

Christoph Haacker leitet seit 2002 den Wuppertaler Arco-Verlag als Geschäftsführer. Er lebt seit 2009 in Wien, wo er auch eine Niederlassung des Verlags führt.

Herr Haacker, wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Verlag zu gründen, und wann war das?

Christoph Haacker: Der Aussicht, als Literaturwissenschaftler in verstreuten Verlagen mühsam Editionen herauszubringen, zog ich es vor, mit Freunden etwas in Eigenregie aufzuziehen. Anstoß war 2002 der Wunsch, ein Buch mit Fritz Beer zu machen, unserem ersten Autor, der dann 2006 mit 95 Jahren gestorben ist.

Was sagt der Verlagsname über Ihren Verlag?

Haacker: Dass es um Inhalte, nicht eitel um die Macher und ihre Namen geht. Das Prager Café Arco war eine Wiege der europäischen literarischen Moderne, jenseits nationaler Schranken.

Welches handwerkliche Rüstzeug haben Sie als Verleger mitgebracht?

Haacker: Vielmehr meine Persönlichkeit: Leidenschaft, Lust, Lebens- und Leseneugier, Zuversicht, Beharrlichkeit, Phantasie, Findigkeit, Selbstbewusstsein, Aufgeschlossenheit für andere Meinungen und Ideen.

Welche Genres verlegen Sie, welche Anzahl pro Jahr und in welcher Auflagenhöhe?

Haacker: Wir verlegen Belletristik, auch Kinder- und Jugendliteratur, Geisteswissenschaft, bis zu 15 Titel, Erstauflagen zwischen 200 und 2000 Stück.

Wie kann ein junger Autor Sie davon überzeugen, sein Buch zu verlegen?

Haacker: Wollen Sie mir Angst machen? Mich interessiert mehr, wie ich einen gestandenen, ausgezeichneten Autor oder eine Autorin davon überzeuge, zu uns zu kommen — das klappt ganz gut. Ferner sprechen gute Texte aber immer für sich.

Muss ein Verlag Reklame für sich machen? Wie geschieht das beim Arco Verlag?

Haacker: Wenn er überleben will: ja. Aber er muss vor allem durch ein klares, unverwechselbares Profil, Geradlinigkeit und Qualität überzeugen. Das muss nach außen dringen: über Rezensionen, Vertreter, PR, viel Kommunikation und Witz.

Sie haben neben dem Standort Wuppertal einen Sitz in Wien. Wie kam es dazu?

Haacker: Ich muss sonst stets beantworten, warum wir noch in Wuppertal sitzen. Das ist fragwürdiger und wie eine Ehe, die bessere Tage gesehen hat. Diese Stadt interessiert sich wenig für ihre besten Seiten und begnügt sich damit, zum Friedhofsgärtner ihrer Kultur zu werden. Aber nicht mal das hippe Berlin reizt mich mehr als die Nordstadt, also lebe ich besser in Wien — Kaffeehaus, Donaukanal, Prater vis-à-vis.

Ist die Verleger-Tätigkeit Ihr einziges berufliches Standbein?

Haacker: Es ist mein Schussbein. Die Ausgangsposition heißt für viele zunächst: Nicht vom Verlag, sondern trotz des Verlags zu leben. So habe ich Erfahrung als Texter, Imker, Komparse, Journalist, Rezitator und Lehrer. Und ich rezensiere noch für den Deutschlandfunk.

Was tun Sie gerne, wenn Sie nicht Bücher verlegen?

Haacker: Bücher zu verlegen ist eine Lebenshaltung und -aufgabe, ein Bekenntnis, Hingabe, ständiger Begleiter, nie auszuknipsen. Der beste Freund und liebste Feind. Ich kann mich aber auch für Menschen, für das Reisen, Natur, Wein, Kulinarisches, Kunst, Produktdesign, Kino und Fußball begeistern.

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