Tschaikowsky feiert Premiere im Rex

Das Stück „Tschaikowsky, Verhör vor der Ochrana“ist amüsant und vielschichtig.

Wuppertal. Den größten Applaus erhält der Chef persönlich. Jens Kalkhorst schlurft als Landstreicher in brauner Kordhose über die Bühne des Rex-Theaters, spuckt die Wörter malmend aus und schaut schief aus seinem krummen Buckel hervor. Doch nicht nur schauspielerisch überzeugt der Leiter des Taltontheaters. Mit Karlheinz Komms "Tschaikowsky, Verhör vor der Ochrana" hat er ein wunderbares Stück ausgegraben: Es ist amüsant, vielschichtig und ein Fest für die Schauspieler.

Alle vier Darsteller übernehmen verschiedene Rollen, müssen oft blitzartig ihre Kostüme wechseln. Dafür hat das Team die Bühne geschickt präpariert. Das Bett des schwerkranken Tschaikowskys, zentraler Ort des Stückes, ist mit dickem Samt verhangen. So kann David Meister schnell hinter den Vorhang schlüpfen und dann im Rückblick wieder als junger, gesunder Tschaikowsky auftreten. Zart und vergeistigt wirkt er - und macht mit seinem unruhigen Blick die Zerrissenheit und zunehmende Verzweiflung des homosexuellen Komponisten deutlich.

Dem gegenüber stehen die Soldaten der Ochrana. Sie verhören Tschaikowskys Krankenpflegerin, die seine letzten Stunden erlebt hat und nun Klarheit in die Gerüchte über seinen Tod bringen soll. Steif und mit Befehlston treten sie auf. Selbst wenn sich Oberst Podtjagin (Jens Kalkhorst) vornimmt: "Ich werde heute Abend sehr liebenswürdig sein", knarrt seine Stimme, und in sein Schmeicheln mischt sich rasch die Drohung.

Immer wieder springt die Darstellung vom Verhör zu den Szenen, von denen die Krankenpflegerin erzählt. Virtuos wechselt Sarah Kocherscheidt, die neu im Ensemble ist, zwischen den Typen. Sie spielt mit strenger Miene die ernste, ruhige Pflegerin und flattert im nächsten Moment als Tschaikowskys Ehefrau Antonina durchs Zimmer. Sie beschwatzt und betüdelt ihr "Haselmäuschen", dass man dessen Abneigung gut verstehen kann.

Dazu gesellt sich Maurice Kaeber in verschiedensten Rollen. Er besticht besonders als junger Wolitschka von Meck, der schnell die heiße Zuneigung Tschaikowskys erringt. Maria del Vecchio hat dazu sehr ansprechende, passende Kostüme geschaffen. Am Ende wird den Zuschauern im kleinen Saal im Forum Rex eine neue Version zum Geheimnis umwobenen Tod des berühmten Komponisten dargeboten. Und wer weiß - vielleicht war es tatsächlich genau so?

Regie: 5 von 5 Punkten

Bühne: 4 von 5 Punkten

Ensemble: 5 von 5 Punkten

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