Sinfoniker und ihr Instrument (12): Der Posaunist zwischen guter Laune und tödlicher Gefahr

Rosen Rusinov spielt im Sinfonieorchester. Für ihn ist sein Instrument am „coolsten“.

Herr Rusinov, Sie spielen seit 2006 im Wuppertaler Sinfonieorchester. Weshalb haben Sie sich für die Posaune und nicht etwa für die Trompete oder das Horn entschieden?

Rosen Rusinov: Das war mehr oder weniger ein Zufall. Ich habe im Alter von sechs Jahren meine Musikausbildung mit Klavier angefangen und relativ intensiv fünf Jahre lang Musiktheorie und Klavier geübt. Dann habe ich mich einige Monate am Schlagzeug ausprobiert. Als für meine Eltern klar war, dass ich musikalisch begabt bin, war für mich der nächste Schritt die Aufnahmeprüfung an der Musikschule.

Und dann?

Rusinov: Dort legte ich die Prüfung in den Fächern Klavier und Schlagzeug ab. Leider waren beide Klassen schon voll. Ich hatte jedoch bei der Jury musikalisch Eindruck hinterlassen und so wurden mir drei weitere Instrumente zur Wahl gestellt. Trompete und Horn waren nicht dabei — was mir wahrscheinlich die Entscheidung leichter gemacht hat. Ich durfte zwischen Querflöte, Fagott und Posaune wählen. Da musste ich natürlich nicht lange überlegen: Ich fand die Posaune am „coolsten“.

Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihrer Posaune?

Rusinov: Mindestens so viel, wie ich mit meiner Familie verbringe. Manchmal ist das nicht so einfach. Wenn aber später in einem Konzert oder einer Vorstellung alles so klappt, wie man möchte, ist das eine Riesen-Belohnung und Freude. Man kann es mit Leistungssport vergleichen: Ein Musiker verbringt täglich mit seinem Instrument mehrere Stunden — meistens macht es Spaß, aber oft ist es harte Arbeit und kostet manchmal sogar Überwindung.

Wann war klar, dass Sie Profi-Musiker werden wollten?

Rusinov: Das war relativ früh klar. Klassenvorspiele, regelmäßige Auftritte und halbjährliche Prüfungen gehörten zu meinem Schulalltag. So zeichnete sich für mich relativ schnell ab, dass ich für meine berufliche Richtung in jedem Fall als Ziel die Musik verfolgen würde.

Welches Stück beziehungsweise welche Stücke spielen Sie am liebsten?

Rusinov: Jetzt wird bestimmt niemand überrascht sein, wenn ich Werke von Richard Strauss, Anton Bruckner und Richard Wagner nenne. Aber das sind wirklich die Kompositionen, in denen man als Posaunist am meisten gefordert wird und welche auf unserem Instrument wunderbar zu spielen sind. Ich hatte vor kurzem das Glück, mit unserem Sinfonieorchester — unter der musikalischen Leitung von Toshiyuki Kamioka — die „Alpensinfonie“ von Richard Strauss spielen zu dürfen.

Ein einschneidendes Erlebnis?

Rusinov: Ja. Diese fantastische Tondichtung in einem architektonisch und klanglich so bemerkenswerten Konzertsaal wie der Wuppertaler Stadthalle aufzuführen, hinterließ Eindrücke, die auch noch in vielen Jahren zu den besonders schönen und wichtigen Erinnerungen gehören werden. Aber selbstverständlich gibt es auch viele andere Kompositionen, die der Posaune sozusagen auf den Leib geschrieben sind: die „Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss oder der Opernzyklus „Der Ring der Nibelungen“ von Richard Wagner.

Welche Rolle spielen die Posaunen im Wuppertaler Sinfonieorchester?

Rusinov: Spontan würde ich sagen: In der Musik sind wir verantwortlich für Spannung und Dramatik. Wir schaffen die klingende Basis für brenzlige Situationen, die nicht selten tödlich enden. Ein Großteil der Todesopfer der Operngeschichte wird auf dem Gang ins Jenseits von uns begleitet. Aber es gibt auch noch andere Momente: die Pausen im Dienst oder den Feierabend. Und da sind wir für die „gute Laune“ zuständig.

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